Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 27.08.2024
Was sind Anleihen?
Anleihe ist der allgemeine Begriff für langfristige und auf den jeweiligen Inhaber lautende Schuldverschreibungen mit fester Verzinsung. Sowohl Staaten und Kommunen können als öffentliche Institutionen Anleihen vergeben als auch Banken und Unternehmen.
Für Unternehmen oder Staaten, die auf Fremdkapital angewiesen sind, ist eine Anleihe das optimale Mittel der Finanzierung. Da Anleihen im Gegensatz zu Krediten öffentlich vergeben werden, ist es für jedermann möglich, Emittenten, also Herausgeber der Anleihen, Kapital zu überlassen.
Anleihen unterscheiden sich bezüglich der Länge der Laufzeit sowie der jeweiligen Währungen und der Höhe der Verzinsung. Dies gilt insbesondere für Staatsanleihen. Bei ihnen handelt es sich um nationale Schuldverschreibungen, die währungsabhängig sind. Käufer einer Staatsanleihe geben dem jeweiligen Staat also einen Kredit. Bei den zumeist festverzinslichen Anleihen erhalten Anleger die Zinsen jährlich und bekommen am Ende der Laufzeit das Nominalvolumen bzw. den Nennwert zurück.
Zudem besteht auch die Möglichkeit bereits vor dem Ende der Laufzeit Anleihen an der Börse zum aktuellen Kurs zu verkaufen. Das birgt allerdings auch Risiken: Börsenkurse können in Abhängigkeit von Zinsentwicklungen, Laufzeiten und der jeweiligen Bonität schwanken und dann unter dem Nennwert notieren. Hier spielen auch Angebot und Nachfrage nach den Anleihen eine Rolle.
Was unterscheidet Anleihen von Aktien?
Käufer einer Anleihe sind in einer Form Kreditgeber, während Aktionäre Anteile eines Unternehmens erwerben. Aktionäre beteiligen sich also am Eigenkapital des Unternehmens und können durch die Dividendenausschüttungen vom Wachstum und Erfolg des Unternehmens profitieren. Käufer einer Anleihe hingegen stellen Fremdkapital zur Verfügung und profitieren von den Zinsen.
- Verkauf ist nur für Aktiengesellschaften möglich.
- Unternehmen geben nur Einheitsaktien aus.
- Aktien sind jederzeit verkäuflich.
- Aktionäre haben Mitspracherechte am Unternehmen.
- Aktionäre profitieren vom Erfolg des Unternehmens.
- Aktien bergen höhere Risiken.
- Gewinnbeteiligung in Form von Dividenden.
- Aktionäre profitieren von der Wertsteigerung.
- Alle Gesellschaftsformen können Anleihen ausgeben.
- Gute Möglichkeit der Kapitalbeschaffung für mittelständische Unternehmen.
- Unternehmen können diverse Anleihen verkaufen.
- Anleihen haben feste Laufzeiten. Ein Verkauf ist – außer an der Börse – nicht ohne weiteres möglich.
- Käufer einer Anleihe sind Kreditgeber bzw. Gläubiger und haben kein Mitspracherecht.
- Firmenanleihen bergen wenig Risiken, solange das Unternehmen solvent ist.
Die Anleihe – Sicherheit oder Risiko?
Grundsätzlich gelten Unternehmensanleihen als solide Geldanlage. Während Aktien den teilweise starken Kursschwankungen unterliegen und Festgeldzinsen stetig sinken, können festverzinsliche Wertpapiere eine attraktive Option sein. Eine Anleihe als verbriefte Art Geld zu verleihen – sei es an einen Staat oder ein Unternehmen – unterliegt jedoch ebenfalls Risikofaktoren und ist weder Sparbuch noch Festgeld.
- Sowohl Staaten als auch Unternehmen können in die Insolvenz rutschen. In diesem Fall ist das geliehene Kapital spätestens beim vereinbarten Rückzahlungstermin vernichtet. Um kompletten Staatsbankrotten vorzubeugen, gibt es sogenannte Schuldnerschnitte, wobei mit den Gläubigern die Reduzierung der Schulden vereinbart wird. Das Gleiche gilt natürlich für Unternehmen, denen stets Umsatzverluste oder ggf. die Insolvenz droht. In diesem Falle tragen die Inhaber der Anleihen den Kapitalverlust.
- Viele Anleihen werden an der Börse gehandelt und unterliegen damit teilweise drastischen Wertschwankungen. Steigende und fallende Kurse machen daher die Anleihe nicht zu einer garantiert sicheren Möglichkeit der Kapitalanlage. Ratingagenturen können helfen, die Kreditwürdigkeit von Anleiheschuldnern einzuschätzen. Dennoch ist Aufmerksamkeit und kritisches Hinterfragen der Kreditgeber ratsam.
Wo und wie werden Anleihen gehandelt?
Anleihen sind zum Großteil börsennotiert, aber nicht börsenpflichtig. Daher gibt es auch alternative Möglichkeiten, Anleihen zu erwerben – zum Beispiel über Banken, Online Broker und OTC-Geschäfte („over the counter“). Ein Vergleich der unterschiedlichen Anleihen lohnt sich. Es kommen auch immer wieder neue auf den Markt.
Wer sich für den Kauf von Anleihen interessiert, ist gut beraten sich im Vorfeld genau zu informieren, wo er diese erwirbt und welche unterschiedlichen Konditionen für ihn am besten passen. Insbesondere die Kosten für den Kauf variieren. Ordergebühren, Transaktionskosten und Gebühren für das Depot können unterschiedlich ausfallen – je nachdem, für welchen Anleihenmarkt Sie sich entscheiden. Das Preis-Leistungsverzeichnis der jeweiligen Bank kann hier bereits Aufschluss geben. Wer mit Anleihen handeln und vergleichsweise häufig Käufe und Verkäufe tätigen will, sollte dabei stets Ordergebühren und Transaktionskosten im Auge behalten.
Im Gegensatz zu Bankkrediten ist der Gesamtbetrag von Anleihen viel höher – oft handelt es sich dabei um Millionen US-Dollar oder Euro bzw. um Milliarden im Falle von global agierenden Konzernen oder Industrienationen. Damit auch solche Anleihen für Privatanleger handelbar sind, werden sie in unterschiedliche Portionen aufgeteilt. An dieser Stelle sorgt die sogenannte Mindeststückelung für die Möglichkeit, sich an großen Anleihevorhaben zu besteiligen. Die Mindeststückelung beträgt in den meisten Fällen 1.000 Euro. Es gibt aber auch viel höhere Stückelungen, z.B. bei Rentenfonds oder Pensionskassen, um gezielt großen institutionellen Anleger interessante Anlageprodukte zu bieten. Der Kurs einer Anleihe notiert jedoch nicht in Euro, sondern in Prozent. Es ist ebenfalls möglich, Anleihen bereits vor einem Börsengang zu zeichnen.
Zinsen und Rendite
Im Vorfeld eines Anleihen-Erwerbs ist es wichtig, die speziellen Kennwerte zu vergleichen.
Die Kennwerte sind:
- Rendite
- Nennwert, Nominalwert
- Kupon, Zinszahlung (Nominalzins)
- Restlaufzeit, Laufzeit
- Geldkurs (Kaufkurs) und Briefkurs (Rückkaufkurs)
- Kurswert
Anleihen haben festgelegte Zinssätze und werden bei der Neuemission am Anleihenmarkt im Regelfall zu 100 Prozent ausgegeben und zum Laufzeitende zu 100 Prozent getilgt.
Allerdings schwanken die Börsenkurse. Gründe dafür sind:
- Zinsentwicklung am Markt
- Laufzeit der jeweiligen Anleihe
- Veränderungen bei der Einschätzung der Bonität des Emittenten
Da Anleihen über einen festen Zinskupon verfügen, haben sie bis zum Laufzeitende eine gleichbleibende Verzinsung und einen gleichbleibenden Zinsertrag. Die Höhe der Zinszahlungen an Anleger orientiert sich zum einen am allgemeinen Zinsniveau, der Laufzeit einer Anleihe sowie der Bonität der Schuldner.
Laufende Verzinsung
Die Berechnungsformel für die laufende Verzinsung lautet:
(Zinssatz x 100) / Kurswert = laufende Verzinsung.*
Zinsen werden immer auf den Nennwert gezahlt. Die laufende Verzinsung unterscheidet sich vom Nominalzins.
*Sie können die Höhe der Zinsen alternativ auch ganz einfach mit unserem Zinsrechner ausrechnen.
Anleger sollten wissen, dass der Zinskupon einer Anleihe während der Laufzeit nicht der Rendite entspricht. Renditen hängen von den regelmäßig ausgezahlten Zinskupons sowie der Differenz zwischen Ankaufkurs und Rückzahlungskurs ab.
Was sind Stufenzinsanleihen?
Bei Stufenzinsanleihen handelt es sich um eine vorausschaubare und weitgehend zuverlässige Möglichkeit mit Anleihen Geld zu verdienen. Dabei vereinbaren Schuldner und Gläubiger einen über Jahre stetig ansteigenden Zinssatz. In den meisten Fällen steigt der Zins einmal pro Jahr. Möglich ist aber auch die sogenannte Step-up-Anleihe, bei der zum Beispiel innerhalb eines fest vereinbarten Zeitraums der Zins von 1 Prozent auf 10 Prozent steigen kann. Im Gegenzug ist auch eine Step-down-Anleihe möglich, bei der z.B. der Zins von 12 Prozent auf 1 Prozent sinken kann.
Standardanleihen haben durchgängig gleichbleibende Verzinsungen. Bei den Stufenzinsanleihen ist von Anfang an festgesetzt, welche Zinsen in welchen Zeiträumen fällig werden. Für Investoren bedeutet das den Vorteil weitgehend sicherer Zinserträge und den vollständigen Rückfluss des Kapitals.
Ewige Anleihen
Sogenannte ewige Anleihen mit unbefristeter Laufzeit sind selten. Dabei handelt es sich um Schuldverschreibungen, bei denen kein Rückzahlungstermin vereinbart wird. Die Laufzeit endet erst mit der Kündigung durch den Schuldner, es handelt sich also um von Seiten des Anlegers nicht kündbare Anleihen. Die in den USA und Großbritannien häufiger vorkommende und als Perpetual Bond bezeichnete Anlage ist in Deutschland die Ausnahme. Da diese Form von Bonds meistens niedrige Zinssätze haben, werden sie von den Schuldnern nicht gekündigt. Der Zinscoupon der ewigen Anleihe liegt bei der Emission in der Regel über dem Marktwert, da er im Insolvenzfall nachrangig bedient wird.
Welche Laufzeit haben Anleihen?
Emittenten von Anleihen können über unterschiedliche Laufzeiten entscheiden. Dahinter stecken verschiedene Motivationen und Erwägungen der Schuldner, wie zum Beispiel die Zeitdauer des Kreditbedarfs. Entscheidend ist die aktuelle Höhe des jeweiligen Marktzinses im Augenblick der Ausgabe.
- Ist der Marktzins niedrig, kann der Emittent sich über den Kapitalmarkt möglichst langfristig „billig“, also zu niedrigen Zinszahlungen, finanzieren.
- Ein hoher Marktzins führt in der Regel zu kürzeren Laufzeiten, da fallende Zinsen erwartet werden.
Möglich ist auch eine formale Einteilung der Laufzeit:
- Bis zu 4 Jahre = kurzfristig
- 4 bis 8 Jahre = mittelfristig
- Über 8 Jahre = langfristig
Der Zinssatz einer Anleihe steht darüber hinaus in Zusammenhang mit der jeweiligen Restlaufzeit und wird über die Zinskurve ermittelt. Diese legt die Höhe der jeweiligen Renditen offen und zeigt, dass langfristige Laufzeiten höhere Renditen bescheren. Die Rendite-Entwicklung zeigt sich in den sogenannten Zinsstrukturkurven.
Laufzeit entscheidend
Die Laufzeit entscheidet u.a. über die jeweilige Wertpapier-Gruppe:
- Geldmarktpapiere laufen nicht länger als 4 Jahre und sind damit kurzfristige Anleihen. Dabei handelt es sich um Banknoten, Schecks und Wechsel sowie unverzinsliche Schatzanweisungen.
- Dagegen haben Kapitalmarktpapiere längere bis sehr langfristige Laufzeiten. Dabei handelt es sich um Anleihen, Hypotheken und Grundschuldbriefe.
Schutz oder Risiko? Die inflationsindexierte Anleihe
Steigende Inflationen bringen sinkende Kapitalrenditen mit sich und belasten Anlagevermögen. Daher sind Anlagestrategien sinnvoll, die den Mechanismen einer Inflation vorbeugen. Sogenannte inflationsindexierte, bzw. inflationsgeschützte Anleihen – auch Linker genannte – können ein sinnvoller und schützender Baustein von Anlagevermögen sein. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um Staatsanleihen. Coupons und Rückzahlungsbetrag dieser Anleihen hängen von der Inflation ab.
Da es schwierig ist, Inflationen zu beobachten, kann man sie mit sogenannten Preisindizes schätzen. Dabei handelt es sich einfach ausgedrückt um Warenkörbe, die das Verhalten von Verbrauchern aufgrund ihres Inhaltes darstellen. Eine Inflation treibt die Preise nach oben und bedeutet auf der anderen Seite Kaufkraftverlust der Verbraucher. Die klassischen nominal verzinslichen Anleihen sind vor solchen Verlusten nicht geschützt.
Der Zins von inflationsindexierten Anleihen ist niedriger als der von Nominalzinsanleihen. Allerdings ist der Nennwert an Schwankungen des relevanten Preisindex angepasst. Dieser Index heißt im Euroraum Harmonised Index of Consumer Prices (HICP). Im Fall von inflationsindexierten Anleihen beziehen sich die Coupons auf den inflationsbereinigten Nennwert. Im Umkehrschluss werden die Zinsen von Linkern im Fall einer Deflation verringert.
Breakeven-Inflation
Bei der sogenannten Breakeven-Inflation handelt es sich um die Differenz zwischen Nominalrendite einer klassischen Anleihe und der Rendite eines Linkers.
Damit die Anleger mit inflationsgeschützten Anleihen Geld verdienen können, sollte die Inflationsrate während der Laufzeit mindestens bei der Höhe der Breakeven-Inflation liegen.
Um eine nachhaltige Strategie zum Inflationsrisiko aufzubauen, haben Anleger die Möglichkeit börsengehandelte Fonds wie ETFs mit inflationsgeschützten Anleihen in ihr Portfolio zu integrieren.
Die richtige Anleihe finden
Es gibt keine allgemein gültige Regel, die zeigt wie Anleger die für sie passende Anleihe finden können. Allerdings gibt es bestimmte Indikatoren, die aussagen, wie man in Anleihen investieren sollte. Empfehlungen für Anleihen sprechen die einzelnen Kreditinstitute aus. Zudem gibt es auch sogenannte Anleihen-Finder, die den Markt übersichtlich darstellen. Verbände, Börsen und Banken gleichermaßen bieten diese gleichermaßen an. Ebenso helfen Online Broker, die richtigen Anleihen zu suchen. Die Börsen sprechen jährlich bzw. in regelmäßigen Abständen Empfehlungen für die jeweiligen Anleihen aus.
Einer der wichtigsten Faktoren bei der richtigen Produktwahl ist ganz sicher die Seriosität des Emittenten. Das gilt insbesondere für Staatsanleihen. Eine Vorauswahl kann ebenso helfen, die richtige Anleihe aus den unzähligen und für Laien zunächst schwer überschaubaren Angeboten zu filtern. Zum Beispiel spielt die Frage nach den jeweiligen Börsenplätzen eine Rolle, wie auch Live-Trading oder die jeweiligen Emittentenkategorien.
Der Wert von Anleihen wird durch sogenannte Ratings beurteilt. Hierfür sind Agenturen wie zum Beispiel Moody’s oder Standard & Poor’s zuständig, die Anleihen und ihre Qualität in Bewertungsstufen einteilen. Es gibt aber auch Anleihen ohne Ratings, weil sie noch nicht lange genug auf dem Markt sind. Unternehmen scheuen zudem oft die hohen Kosten von Ratings, mit denen ihr Wert ermittelt wird. In solchen Fällen ist es ratsam nur Anleihen zu kaufen, die an der Börse gehandelt werden. Das ermöglicht einen problemlosen Verkauf zu marktgerechten Kursen. Der Preis der jeweiligen Broker ist beim Anleihenkauf den Ordergebühren für den An- und Verkauf von Aktien gleich.
Anleihen zusammengefasst
- Anleihen sind langfristige und auf den jeweiligen Inhaber lautende Schuldverschreibungen mit fester Verzinsung. Man unterscheidet zwischen öffentlichen Anleihen (Staat, Kommunen), Pfandbriefen (Anleihen von Hypothekenbanken) und Unternehmensanleihen (Corporate Bonds, Industrieobligationen).
- Käufer einer Anleihe sind eine Form von Kreditgebern, Aktionäre hingegen erwerben Anteile eines Unternehmens.
- Anleihen haben in der Regel festgelegte Zinssätze und werden bei der Neuemission am Anleihenmarkt im Regelfall zu 100 Prozent ausgegeben und am Laufzeitende zu 100 Prozent getilgt. Allerdings schwanken die Börsenkurse.
- Emittenten von Anleihen können über unterschiedliche Laufzeiten entscheiden. Dahinter stecken verschiedene Motivationen und Erwägungen der Schuldner, wie zum Beispiel die Zeitdauer des Kreditbedarfs.
- Die Berechnungsformel für die laufende Verzinsung lautet: (Zinssatz x 100) / Kurswert = laufende Verzinsung.
- Bei Stufenzinsanleihen handelt es sich um eine vorausschaubare und weitgehend zuverlässige Möglichkeit, mit Anleihen Geld zu verdienen.
- Sogenannte inflationsindexierte, bzw. inflationsgeschützte Anleihen – auch Linker genannt – können einen sinnvollen und schützenden Baustein von Anlagevermögen sein. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um Staatsanleihen. Coupons und Rückzahlungsbetrag dieser Anleihen hängen von der Inflation ab.