Mit dem Begriff Kaufkraft kann man zwei verschiedene Dinge bezeichnen. Die Kaufkraft für Konsumgüter bezeichnet das Einkommen, das für Waren oder Dienstleistungen frei zur Verfügung steht. Diese Art der Kaufkraft nennt man auch betriebswirtschaftliche Betrachtungsweise.
Um zu ermitteln, wie hoch die Kaufkraft einzelner Personen oder Personengruppen ist, betrachtet man zunächst das Einkommen des Haushalts oder der Haushalte. Dazu zieht man das Einkommen aus Erwerbstätigkeit (Lohn, Gehalt oder Rente) und alle anderen Einkünfte, wie zum Beispiel Transferleistungen, Kredite, Einkünfte aus Zinsen, Vermietungen und Verpachtungen heran. Man addiert im ersten Schritt alle Einkünfte, die ein Haushalt in einem bestimmten Zeitraum zur Verfügung hat. Von diesem Einkommen werden Zahlungsverpflichtungen abgezogen. Dazu gehören Steuern, Beiträge in die Sozialversicherungen, Kosten für Miete, Kredite, Lebenshaltungskosten und andere notwendige Ausgaben. Auch eventuelle Rücklagen, die die Privathaushalte bilden, werden von dem Einkommen abgezogen. Die Summe der Rechnung spiegelt die Kaufkraft des jeweiligen Privathaushalts oder der Privatperson (Kaufkraft pro Kopf) wider. Die Kaufkraft kann sich auf das monatliche oder auf das Einkommen pro Jahr beziehen.
Kaufkraft und Inflation: Wie beeinflusst die Inflation die Kaufkraft?
Die volkswirtschaftliche Betrachtungsweise der Kaufkraft bezieht sich auf die Kaufkraft des Geldes. Damit meint man die Summe bestimmter Waren und Dienstleistungen, die man mit einer bestimmten Einheit einer Währung kaufen kann. Die Kaufkraft des Geldes gibt den Wert der jeweiligen Währung an.
Kaufkraft und Realeinkommen hängen eng zusammen. Denn auch dieses bezieht sich auf eine Summe an Gütern, die Konsumenten mit ihrem Einkommen erwerben können. Das Realeinkommen ist ein Indikator für die reale Kaufkraft (im Gegensatz zu nominaler Kaufkraft).
Die Kaufkraft ermittelt man anhand des Preisniveaus. Um dieses zu bestimmen, stellt man einen Warenkorb aus ausgewählten Gütern und Dienstleistungen zusammen. Anhand der Kombination aus Kaufkraft und Preisniveau lässt sich der Stand der Inflation oder Deflation ablesen: Steigt das Preisniveau an, spricht man von Inflation. Verbraucher bekommen weniger für ihr Geld, dieses wird entwertet und man spürt einen Kaufkraftverlust. Sinkt das Preisniveau dagegen, können sich Verbraucher mehr Waren oder Dienstleistungen mit der gleichen Geldmenge kaufen. Der Wert des Geldes und damit die Kaufkraft steigt. Das bezeichnet man als Deflation.
Den Zusammenhang zwischen Inflation, Deflation und Kaufkraft stellen folgende Gleichungen dar:
Hohe Kaufkraft = Deflation
Sinkende Kaufkraft = Inflation
Wie wird die Kaufkraft des Geldes berechnet?
Die Kaufkraft des Geldes und das Preisniveau berechnet man anhand der folgenden Formeln:
Sinkende Kaufkraft, steigendes Preisniveau:
Kaufkraft = 1 / Preisniveau
Um das aktuelle Preisniveau zu berechnen, nutzt man die Formel:
(Altes Preisniveau : neues Preisniveau x 100) – 100 = aktueller Preis
Beispiel: Das Preisniveau erhöht sich um 10 Prozent. Dann reduziert sich der Geldwert um 9,1 Prozent auf 90,9 Prozent. Damit hängt die Kaufkraft immer vom prozentualen Anstieg des Preisniveaus (oder auch: der Inflationsrate) ab.
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Im Hinblick auf die Kaufkraft der Privathaushalte gibt es regionale Unterschiede, die sich zum Teil erheblich auswirken können. Besonders die Konsumgüterindustrie orientiert sich an diesen Unterschieden in der Kaufkraft. Unter Umständen ist es notwendig, die Preise für bestimmte Güter regional anzupassen, da sich die Bevölkerung vor Ort die Produkte sonst nicht leisten kann. Gerade aus diesem Grund ist die Kaufkraft wichtig. Würde dieser wichtige Indikator fehlen, könnte sich das negativ für die Unternehmen auswirken. Sie würden zu viele oder zu teure Produkte produzieren, die sie nicht verkaufen können.
Die Kaufkraft in Deutschland wird im Durchschnitt mit einem Kaufkraftindex von 100 angegeben. Um diesen Index zu berechnen, zieht man Lohn- und Gehaltsstatistiken heran und betrachtet die Höhe staatlicher Transferleistungen in dem zu bestimmenden Gebiet. In Deutschland veröffentlicht das Marktforschungsunternehmens GfK jährlich den aktuellen Kaufkraftindex.
Liegt ein Index mit 80 beispielsweise unter diesem Wert, gibt es in diesem bestimmten Gebiet oder der Region weniger Kaufkraft als im Durchschnitt von Deutschland. Umgekehrt bedeutet ein Kaufkraftindex von über 100, dass die Einwohner über mehr Kaufkraft verfügen.
Kaufkraftindex der deutschen Bundesländer
Die folgende Tabelle stellt die Kaufkraft der einzelnen deutschen Bundesländer übersichtlich dar. Sie geht auf die Daten der Berechnung der GfK-Studie zur Kaufkraft Deutschland 2021 zurück.
(Quelle: GfK Kaufkraft Deutschland 2021)
Um die regionalen Unterschiede in Bezug auf die Kaufkraft zu verdeutlichen, nutzt man den Begriff der Kaufkraftparität. Besteht zwischen zwei (oder mehr) Regionen Kaufkraftparität, heißt das, dass Konsumenten in beiden Regionen die gleiche Anzahl an Waren und Dienstleistungen mit der gleichen Menge Geld erwerben können. Möchte man verschiedene Länder mit unterschiedlichen Währungen miteinander vergleichen, muss der Wechselkurs mit in die Betrachtung einbezogen werden. Kaufkraftparität zwischen zwei Ländern mit unterschiedlichen Währungen besteht, wenn die verschiedenen Wechselkurse zu einer identischen Kaufkraft führen. Mit dem Konzept der Kaufkraftparität verschiedener Länder kann man das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und das Pro-Kopf-Einkommen in unterschiedlichen Regionen leichter miteinander vergleichen.
Wenn man wissen möchte, wie viel Kaufkraft in der Region bleibt, kommt der Kaufkraftbindungsquote eine erhebliche Bedeutung zu. Die Quote kann Auskunft darüber geben, wie viel Kaufkraft abfließt, wie viel in der Region bleibt und ob vielleicht sogar mehr Kaufkraft von außen zufließt. Liegt die Quote über 100 Prozent, fließt mehr Kaufkraft in die Region als zur gleichen Zeit abfließt. Das ist vor allem in touristisch stark nachgefragten Regionen der Fall. Hier sind Kaufkraftbindungsquoten von bis zu 150 Prozent keine Seltenheit.
Liegt die Kaufkraftbindungsquote bei genau 100 Prozent, fließt ebenso viel Kaufkraft in andere Regionen ab, wie zur gleichen Zeit in die Region fließt. Eine andere Lesart einer Quote von 100 Prozent besagt, dass das gesamte Einkommen in der Region ausgegeben wird und es gleichzeitig keinen Zufluss von außen gibt.
Eine Kaufkraftbindungsquote von unter 100 Prozent weist darauf hin, dass mehr Kaufkraft abfließt als zufließt. Vorübergehend muss das kein Problem sein. Hält dieser Zustand jedoch an und liegt die Quote deutlich unter 100 Prozent kann sich das schädlich auf die Wirtschaft in der Region auswirken. Gerade der ländliche Raum hat häufig mit niedrigen Kaufkraftbindungsquoten zu kämpfen und steht im Vergleich zu den Großstädten schlecht da. Denn die Kaufkraft, die in die umliegenden Städte abfließt, fehlt in der Folge vor Ort in der Region.
Die Kaufkraft der Privathaushalte gilt schon seit langem als wichtiger Indikator für den Wohlstand der Gesamtbevölkerung. Wenn die Kaufkraft steigt, bedeutet es für Verbraucherdass sie mehr Geld zur Verfügung haben, um sich ihre Wünsche zu erfüllen. Eine steigende Kaufkraft deutet ebenfalls darauf hin, dass die Löhne, Gehälter und Renten der Bevölkerung schneller steigen als die Inflationsrate im gleichen Zeitraum. Mehr Kaufkraft sorgt dafür, dass die Lebensqualität der Menschen steigt. Anhand dieser Faktoren kann man ermitteln, ob in einem Land Wohlstand herrscht.