Schauen Sie sich die Entwicklung der Landwirtschaft in Deutschland der letzten 45 Jahre an, stellen Sie einen deutlichen Rückgang fest. Laut Statista gab es im Jahr 1975 in Deutschland rund 904.000 landwirtschaftliche Betriebe. Im Jahr 2022 waren es hingegen nur noch ungefähr 256.000 Bauernhöfe (Quelle: Statista GmbH). Durch die Modernisierung und technischen Fortschritt ist in der Agrarwirtschaft wesentlich mehr möglich als noch vor 45 Jahren. Mit hochmodernen Maschinen versorgt ein Landwirt in weniger Zeit viel mehr Tiere oder gestaltet die Bewirtschaftung seiner Felder effizienter. Wegen dieser Produktivitätssteigerung sinkt allerdings die Zahl der Bauernhöfe. Durch die moderne Agrarwirtschaft sind heute weniger Bauernhöfe notwendig als früher, um die Bevölkerung zu versorgen.
Wieso sollte die Produktivitätssteigerung in der Landwirtschaft kritisch betrachtet werden?
Obwohl die Produktivitätssteigerung positiv erscheint, sollten Sie diese auch kritisch sehen, wenn Sie einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb gründen und sich selbstständig machen wollen. In Deutschland finden Sie wenige, aber dafür riesige Agrarkonzerne. Diese überleben aufgrund ihrer Größe. Die Folge ist auch, dass diese Konzerne ihre Lebensmittel zu günstigen Preisen verkaufen. Viele kleine Bauernhöfe halten dieser Konkurrenz nicht stand. Sie schaffen bei weitem nicht die Mengen an Getreide, Kartoffeln, Milch usw. und müssen ihre Erzeugnisse daher auch teurer auf dem Markt verkaufen. Planen Sie, sich in der Landwirtschaft selbstständig zu machen, streben Sie mit Ihrem Unternehmen folgende Ziele an:
- Ihr Hof ist innovativ und strategisch klug platziert.
- Sie planen nachhaltig und zukunftsorientiert.
- Sie sind zumindest deutschlandweit wettbewerbsfähig.
- Sie passen sich an Trends an.
- Sie stellen sich breit gefächert mit mehreren Säulen auf.
Aktuelle Beobachtungen zeigen, dass der Trend in die Richtung geht, regionale Landwirte und Gärtner zu unterstützen. Lebensmittel- und Supermärkte unterstützen das Umdenken, lieber regional einzukaufen, und kennzeichnen die Produkte mit Labels wie „Aus der Region“. Damit wird den Verbrauchern der bewusste Einkauf erleichtert.
Wenn Sie einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb gründen wollen, müssen Sie sich intensiv mit formalen und gesetzlichen Bestimmungen auseinandersetzen. Dies ist nochmal schwieriger, wenn Sie nicht aufgrund Ihres familiären Hintergrunds in die Landwirtschaft hineingewachsen sind.
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- Zum Einstieg melden Sie sich bei der Landwirtschaftskammer Ihres Bundeslandes und informieren Sie sich über aktuelle Bestimmungen zu Versicherungen, Produktionstechnik sowie Investitionsbeihilfen bei der Gründung Ihres Landwirtschaftsbetriebs. Falls es sich bei Ihrem Unternehmen um eine Erst-Niederlassung handelt, beantragen Sie bei der Kreisstelle Ihrer Landwirtschaftskammer außerdem eine Unternehmernummer. Zusätzlich erhalten Sie hier die sogenannte Zentrale Invekos-Datenbank Nummer (ZID-Nr.), diese brauchen Sie immer, wenn Sie Förderungen für Ihren Betrieb beantragen.
- Melden Sie ihren Betrieb bei der Berufsgenossenschaft an. Beachten Sie hierbei, ob Sie verpflichtet, sind, sich bei der landwirtschaftlichen Krankenkasse zu versichern. Dies erfahren Sie bei den lokalen Kreisbauernschaften oder Kreisverbänden.
- Die Eröffnung Ihres Betriebs müssen Sie mit dem amtlichen Vordruck in Ihrer Gemeinde bekannt geben. Die Gemeinde unterrichtet das zuständige Finanzamt dann vom Inhalt Ihrer Mitteilung.
- Für weitere Beratung bezüglich steuerlicher Angelegenheiten stehen Ihnen die landwirtschaftlichen Steuerberater Ihrer Landwirtschaftskammer zur Verfügung.
Grundsätzlich steht Ihnen auch bei Ihrem landwirtschaftlichen Betrieb die Wahl der Rechtsform frei. Einige Kriterien sollten Sie bei der Entscheidung, ob Einzelunternehmen, Personengesellschaft oder Kapitalgesellschaft, überlegen:
- Gründen Sie Agrar-Unternehmen allein oder mit einem/mehreren Gründern?
- Bringen Sie ein gewisses Startkapital mit?
- Wie hoch sollen die Kosten und der Aufwand für Formalitäten sein?
- Inwieweit wollen und können Sie für Ihr Unternehmen haften?
Informieren Sie sich gut über die unterschiedlichen Rechtsformen für Unternehmen, um für Sie die passende zu finden.
Suchen Sie finanzielle Unterstützung, um sich in der Landwirtschaft selbstständig zu machen, wird man Sie häufig nach einem Businessplan fragen. Beachten Sie beim Businessplan erstellen die wichtigsten Eckpunkte und Fakten, damit Sie auch als Bauer oder Bäuerin Investoren von Ihrem Agrarunternehmen überzeugen.
Definieren Sie in Ihrem Businessplan ganz klar die konkrete Ausrichtung und wie Sie mit Ihrem Betrieb Gewinn erzielen wollen. Diese landwirtschaftlichen Bereiche kommen für Sie in Frage:
- Tierhaltung: Vieh
- Landbau: Getreideanbau, Obst- und Gemüseanbau, Weinanbau
- Forstwirtschaft
- Biologische Landwirtschaft
Besonders der Gliederungspunkt „Risikomanagement“ spielt im Businessplan eine wichtige Rolle. Die Entwicklungen der Gründung eines landwirtschaftlichen Betriebs sind häufig wetterabhängig. Aufgrund der Witterung können Sie nie langfristig planen. Mit diesen Umwelteinflüssen müssen Sie als Gründer rechnen:
- Dürreperioden: Lange Zeiten ohne Regen sind für die Landwirtschaft fatal. Bedenken Sie, dass Trockenzeiten nicht nur für die klassischen Sommermonate gelten. Auch in den Frühjahrs- oder Herbstmonaten können Niederschläge ausbleiben.
- Unwetter: Genauso schlimm wie Dürre sind lange Regenzeiten. Getreide bzw. Obst und Gemüse jeglicher Art können dann ertrinken. Auch Nässeperioden lassen sich nicht voraussehen und können selbst bis in die Sommermonate hinein anhalten.
Umweltbedingungen durchkreuzen schnell und unvorhersehbar Ihre Pläne und verursachen enorme finanzielle Einbußen. Zeigen Sie in Ihrem Businessplan, wie Sie im Hinblick auf diese Risiken vorausschauend planen und wie Sie diese absichern können. Stellen Sie Ihr landwirtschaftliches Unternehmen daher breit gefächert mit unterschiedlichen Bereichen auf, damit Sie potenzielle Investoren überzeugen. Arbeiten Sie im Businessplan mit realistischen Zahlen und definieren Sie unterschiedliche Szenarien mit passenden Lösungsvorschlägen.
Holen Sie sich hierfür eine gute beratende Unterstützung. Im Internet, durch Ratgeber oder auch bei vielen Behörden finden Sie Portale und Ansprechpartner, die viele Jahre in der landwirtschaftlichen Branche tätig sind und Ihnen mit guter Beratung zur Seite stehen. Sie können sich auch einen Termin bei einer allgemeinen Existenzgründungsberatung vereinbaren. Suchen Sie den Kontakt zu Ihren zukünftigen Kollegen. Besuchen Sie Landwirte in Ihrer Region und erkundigen Sie sich über sämtliche Vorteile, Risiken, Lösungen und aktuelle Projekte. Hier erhalten Sie Tipps, die auf viele Jahre Berufserfahrung sowie Fachwissen bauen und bekommen Informationen aus erster Hand.
Die Gründung eines eigenen landwirtschaftlichen Betriebs ist mit nicht zu unterschätzenden Kosten verbunden. Halten Sie daher auch bei der Finanzierung bestimmte Regeln ein. Streben Sie die Übernahme eines bestehenden Agrarunternehmens, müssen Sie mindestens einen 30 % -Anteil Eigenkapital mitbringen.
Kaufen Sie einen Hof, können Sie für einen bestimmten Prozentsatz der Kaufpreissumme ein Darlehen aufnehmen und dies mit der Zeit abzahlen. Hierfür sollten Sie aber absehen können, dass Ihr Agrarunternehmen hinreichenden Ertrag bringt.
Für welche Art der Unternehmensfinanzierung und Förder-Gelder Sie sich entscheiden, hängt auch von Ihrer persönlichen Situation ab. Ihre Möglichkeiten sind:
- Eigenkapital,
- Direktdarlehen,
- Bankdarlehen,
- Bürgschaft,
- Unterstützung durch Wirtschaftsgemeinschaften,
- Informieren Sie sich über öffentliche Zuschüsse. Einige davon müssen Sie eventuell gar nicht zurückzahlen, weshalb sie gerade für Sie als Gründer sehr interessant sind.
Wenn Sie als Gründer nach Fördermöglichkeiten suchen, um Ihren landwirtschaftlichen Betrieb zu gründen, finden Sie diese drei gängigen Optionen: