Im wahren Wirtschaftsleben ist ein Oligopol besonders oft in folgenden Branchen zu finden:
- Automobilbranche
- Computerindustrie
- Rüstungsindustrie
- Mineralölindustrie
Gibt es in einem Markt immer mehr Oligopole, ist von Oligopolisierung die Rede. Die Konzerne oder Unternehmen, die einem Oligopol angehören bzw. ein solches bilden, nennt man Oligopolisten.
Beispielsweise sind die fünf marktbeherrschenden Mineralölkonzerne (Aral/BP, Shell, Jet, Esso, Total) in Deutschland sind Oligopolisten, die aufgrund ihrer Marktmacht ein Oligopol bilden.
Die Marktmacht der Anbieter sorgt dafür, dass jeder Oligopolist über einen hohen Anteil innerhalb der Marktsegmentierung verfügt. Die Konsequenz ist, dass die Maßnahmen eines Anbieters bzw. einer Anbieterin (etwa ein veränderter Preis) die Konkurrenz zu entsprechenden Reaktionen zwingen.
Diese Bedeutung für das Reaktionsverhalten der Unternehmen verdeutlicht ein Blick auf die Preisbildung im Oligopol. Da sich die Konkurrenten am Verhalten und Preis der anderen orientieren, ergibt sich für die Verbraucher die Chance, ein Produkt günstiger zu erwerben. Allerdings senken die Unternehmen ihre Preise für Produkte nur, wenn der bzw. die Preisführer es auch macht.
Gefahren und Nachteile bei Oligopolen
Wirkt sich der harte Preiskampf im Oligopol für die Nachfrager (Kundschaft) in Form des attraktiveren Preises also eher vorteilhaft aus, steigt auf Seiten der Anbieter die Gefahr des Verdrängungswettbewerbs. Die marktbeherrschenden Unternehmen verdrängen in einem solchen Fall die schwächeren Konkurrenten vom Markt.
- die Gefahr von illegalen Preisabsprachen steigt
- die Konzerne könnten ihr Verhalten untereinander abstimmen (unerlaubte Aufteilung der Märkte)
Die Oligopolisten versuchen auf diese Weise, einen Verdrängungswettbewerb zu verhindern. Sie verstoßen aber mit diesen Kooperationen gegen das Kartellverbot, das im Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen festgelegt ist.
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Abhängig von der Branche und dem jeweiligen Land gibt es unterschiedliche Marktformen: das Monopol, Oligopol und Polypol. Sie unterscheiden sich vor allem hinsichtlich der Zahl der Anbieter. Am einfachsten lassen sich die Unterschiede zwischen Oligopol, Monopol und Polypol anhand einer Tabelle verdeutlichen:
Wie in der Tabelle ersichtlich, steht das Oligopol zwischen den Marktformen des Monopols und des Polypols, und damit zwischen den beiden Extrema aus keiner Konkurrenz und viel Konkurrenz. Ein oligopolistischer Markt ist durch einige wenige Mitbewerber gekennzeichnet. Deshalb gibt es auch verschiedene Strategien der Preisbildung.
Als „ideale Marktform“ gilt das Polypol. Hier treffen viele Anbieter auf viele potenzielle Kunden. Durch die beständige Wechselwirkung zwischen Angebot und Nachfrage wiederum kann sich ein „idealer Preis“, ein Gleichgewichtspreis, bilden.
Im Monopol hingegen bestimmt meist ein einziger Konzern (Monopolist) über die Festsetzung der Preise für Güter und Produkte.
Die Oligopolisten teilen die Marktanteile also unter sich auf und haben einen großen Einfluss auf den Wettbewerb sowie die Preisbildung.
Klassische Beispiele für entsprechende Märkte und Branchen hierfür sind:
- Strom (RWE, Vattenfall, E.ON, EnBW)
- Spielkonsolen (Microsoft, Nintendo, Sony)
- Lebensmitteleinzelhandel (Edeka, Rewe, Aldi, Schwarz-Konzern)
All diese Oligopole werden als Angebotsoligopole bezeichnet. Das Angebotsoligopol zeichnet sich dadurch aus, dass wenige Anbieter einer großen Anzahl von Nachfrager gegenüberstehen. So benötigen wir zum Beispiel alle zum Leben und zur Bewältigung des Alltags Strom und Lebensmittel. Es gibt also sehr viele Kunden. Diese müssen sich bei ihrer Entscheidung, wo sie kaufen möchten, aber zwischen einer begrenzten, überschaubaren Zahl an Unternehmen entscheiden. Das Angebotsoligopol gilt als das „klassische“, reguläre Oligopol, da es in der Praxis besonders häufig vorkommt. Die Preisgestaltung im Angebotsoligopol ist moderat, jedoch müssen meist alle nachziehen, wenn ein Unternehmen den Preis senkt. Denn die Kunden können einfacher Preise vergleichen, wenn es wenige Anbieter gibt.
Daneben gibt es noch das Nachfrageoligopol. Bei diesem existieren viele Marktteilnehmer, die bestimmte Güter anbieten. Für diese Waren ist die Nachfrage vergleichsweise gering. Diese Konstellation wird auch als „Oligopson“ bezeichnet. Es kommt immer wieder im Lebensmitteleinzelhandel vor. Etwa wenn große Handelskonzerne vielen kleineren Lebensmittelhersteller gegenüberstehen. Oder wenn eine hohe Zahl an Milchbauern auf nur wenige große Molkereien treffen.
Darüber hinaus existieren noch zwei weitere wichtige Begriffe, die zwei Oligopol-Untergruppen beschreiben: das homogene und das heterogene Oligopol:
- Sind die Produkte aus Sicht des Kunden (fast) identisch, so handelt es sich um ein homogenes Oligopol.
- Beim heterogenen Oligopol unterscheiden sich die Produkte der verschiedenen Anbieter voneinander.
Das Angebotsoligopol und Nachfrageoligopol bzw. Oligopson sind nicht die einzigen oligopolistischen Marktformen. Daneben existieren noch:
- das bilaterale oder zweiseitige Oligopol
- das Duopol
Per Definition ist ein zweiseitiges Oligopol durch wenige Anbieter gekennzeichnet, die am Markt wenigen Verbraucher begegnen. Die Marktmacht der einzelnen Unternehmen oder Konzerne ist ausgeglichen. Es gibt keinen alleinigen marktdominierenden Teilnehmern, der bzw. die mit seinem bzw. ihrem Verhalten und einem hohen Marktanteil den Preis und die Nachfrage eigenständig sowie nach Belieben komplett steuern könnte. Zwar ist der Spielraum bei der Festlegung des Preises für die jeweiligen Konkurrenten größer als beim Nachfrageoligopol (es gibt mehr Marktteilnehmer). Dennoch müssen die Unternehmen mit Bedacht und Feingefühl vorgehen. Da es nur wenige Nachfrager gibt, besteht die Herausforderung darin, die geringe Zahl (möglicher) Kunden auf sich und die eigenen Produkte aufmerksam zu machen.
Beispiele für ein bilaterales Oligopol
- Markt für Luxus-Wagen: Ob Bentley, Maybach oder Rolls-Royce – die Zahl der Luxusauto-Marken ist überschaubar und gleichzeitig gibt es nur wenige Menschen, die sich diese PKWs leisten können.
- Kreuzfahrtschiffe-Markt: Vereinzelte Kreuzfahrtschiff-Produzenten treffen auf wenige Reedereien, die die Schiffe kaufen.
Das Duopol ist eine Spezialform des Oligopols. Hier gibt es exakt zwei Anbieter und eine Vielzahl an Nachfrager. Beim Duopol können die Unternehmen über zwei Wettbewerbsarten miteinander in Konkurrenz treten:
- Preiswettbewerb
- Mengenwettbewerb
Treten die Konzerne über einen Preiswettbewerb miteinander in Konkurrenz, versuchen sie den Preis des jeweils anderen minimal zu unterbieten – um als langfristiges Ziel den Markt zu übernehmen.
Im Fall des Mengenwettbewerbs reagieren die Oligopolisten auf Produktionsänderungen der Konkurrenten. Hier steht also nicht der Preis für die produzierten Güter im Mittelpunkt, sondern die Produktionsmenge. Die Konkurrenten wissen dabei aber nicht, welche Mengen die anderen produzieren.
Echte Duopole treten in der Realwirtschaft nicht allzu oft auf. Dafür gibt es aber einige bekannte Beispiele aus der (jüngeren) Geschichte. In allen Fällen gab es nur je zwei große Konzerne (Marken) innerhalb der Branche, die vielen Kunden gegenüberstanden:
- der Konkurrenzkampf der Autovermieter Hertz und Avis (70er-Jahre)
- der „Cola-Krieg“ zwischen Coca-Cola und Pepsi (80er-Jahre)
- der Mobilfunk-Wettbewerb zwischen T-D1 und Mannesmann D2 (90er-Jahre)