Der Begriff „Opportunität“ stammt vom englischen Nomen „opportunity“ und bedeutet im Deutschen so viel wie „Zweckmäßigkeit“. Mit Opportunitätskosten sind entgangene Gewinne oder entgangenen Nutzen gemeint, die durch die Entscheidung für eine von zwei (oder mehr) Möglichkeiten entstanden sind. Aus diesem Grund nennt man Opportunitätskosten auch Verzichtskosten, Alternativkosten oder Schattenpreis. Die zugrundeliegende Idee wird auch als Opportunitätskostenprinzip bezeichnet.
Opportunitätskosten sind für die Entscheidungsfindung wichtig. Sie können aufzeigen, welche Möglichkeiten, Chancen und Risiken die Entscheidung für Option A im Vergleich zu der Entscheidung für Option B haben kann. In der Kostenrechnung werden Opportunitätskosten als kalkulatorische Kosten berücksichtigt.
Eine einzige Formel, um Opportunitätskosten zu berechnen, gibt es nicht. Eine derartige Formel kann es auch gar nicht geben, da es je nach Wahlmöglichkeit um ganz unterschiedliche Dinge geht. Opportunitätskosten können auch dann entstehen, wenn man sich zwischen zwei Alternativen entscheidet, die keinen unmittelbaren finanziellen Bezug haben. Zum Beispiel die Wahl zwischen Erdbeer- oder Vanilleeis in einer Eisdiele.
In wirtschaftlichen Zusammenhängen ist es möglich, nicht erzielte Kostenvorteile zu berechnen und somit die Opportunitätskosten über einen Umweg zu berechnen. Das geschieht häufig über den entgangenen Deckungsbeitrag.
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Opportunitätskosten können in ganz unterschiedlichen Bereichen angewendet werden. In der Regel werden betriebswirtschaftliche oder volkswirtschaftliche Betrachtungen unterschieden.
Opportunitätskosten aus betriebswirtschaftlicher Sicht
Im betriebswirtschaftlichen Bereich nutzt man das Konzept der Opportunitätskosten zum Beispiel dazu, um die Wirtschaftlichkeit von weiteren Aufträgen zu eruieren. Aber auch bei Fragen für oder gegen eine Investition können die Opportunitätskosten eine Entscheidungsgrundlage liefern. So könnte zum Beispiel die Frage im Raum stehen, ob sich das Unternehmen für die günstige Investitionsvariante entscheiden soll und damit Geld spart oder lieber mehr Geld investiert und dafür vielleicht höhere Kreditzinsen in Kauf nimmt. Bei der günstigen Investition spart sich das Unternehmen zwar die höheren Zinsen, verzichtet im Gegenzug aber auf die Opportunität einer besseren oder höheren Produktion in Folge der höhenwertigen Investition. Diese Berechnung der Opportunitätskosten geschieht häufig im Rahmen der sogenannten dynamischen Investitionsrechnung.
In den Bereich Betriebswirtschaftslehre (BWL) fällt die bereits erwähnte Kostenrechnung. Opportunitätskosten spielen hier insoweit eine Rolle, als in der Kostenrechnung zum Beispiel auch die kalkulatorische Miete eines Objektes oder kalkulatorische Zinsen einbezogen werden.
Opportunitätskosten aus volkswirtschaftlicher Sicht
Auch in der Volkswirtschaftslehre (VWL) finden die Opportunitätskosten Verwendung. Hier vor allem bei der Frage, wenn es um die optimale Güterkombination geht, die man in der Regel mit der sogenannten Transformationskurve beschreibt. Vereinfacht gesagt geht es bei dieser Betrachtung darum, um wie viele Einheiten ein Unternehmen die Produktion eines Gutes X erhöhen kann, wenn gleichzeitig die Produktion des Gutes Y um eine Einheit verringert wird.
In diesem Zusammenhang spielen für die Opportunitätskosten auch die sogenannten komparativen Kostenvorteile im Außenhandel eine Rolle. In der VWL geht man davon aus, dass das gleiche Produkt (oder die gleiche Dienstleistung) in den unterschiedlichen Ländern der Welt unterschiedlich teuer produziert oder angeboten werden kann. Wendet man nun die Idee der Opportunitätskosten auf diesen Sachverhalt an, kommt man zu folgendem Ergebnis: Aus volkswirtschaftlicher Sicht sollte das Land mit den geringsten Opportunitätskosten in Zukunft das jeweilige Produkt herstellen (oder die Dienstleistung anbieten).
Auch die Opportunitätskosten der Geldhaltung stammen aus dem Bereich der VWL. Geld als Tausch- und Zahlungsmittel kommt in unterschiedlichen Arten vor. Bargeld zum Beispiel dient dazu, schnell und unkompliziert eine Ware oder Dienstleistung zu erwerben. Auf der anderen Seite erwirtschaftet Bargeld, im Gegensatz zu anderen Anlageformen, keine Zinsen. Je höher die Zinsen auf andere Anlageformen, wie zum Beispiel Tagesgeld sind, umso höher sind die Opportunitätskosten dieser Geldhaltung. Der Ausweg: Nur so viel Bargeld vorhalten, wie man in der jeweiligen Situation tatsächlich benötigt. So kann man die Opportunitätskosten der Geldhaltung minimieren.
Grundsätzlich unterscheidet man zwei verschiedene Arten von Opportunitätskosten:
- Inputbezogene Opportunitätskosten: Bei dieser Art der Opportunitätskosten schaut man sich den sogenannten relativen Deckungsbeitrag an. Damit ist gemeint, dass man den Stückdeckungsbetrag im Verhältnis zum Engpassfaktor betrachtet. Engpassfaktoren in der Produktion können zum Beispiel Arbeitsstunden sein. Allerdings sind die inputbezogenen Opportunitätskosten nicht ausschließlich auf den relativen Deckungsbeitrag beschränkt. Möglich ist auch, entgangene Akquise von Neukunden oder entgangene anderweitige Marktanteile in diese Betrachtung mit einzubeziehen.
- Outputbezogene Opportunitätskosten: Mit dieser Art der Opportunitätskosten bezieht man sich ausschließlich darauf, welchen Output, also welches Ergebnis, der jeweilige Produktionsprozess oder die Produktionsprogramme haben. Dabei sind zwei unterschiedliche outputbezogene Opportunitätskosten relevant - Die Alternativkosten und die Optimalkosten. Mit Alternativkosten meint man die Opportunitätskosten, die entstanden sind, weil man sich für die eine Möglichkeit statt für die andere nächstbeste entschieden hat. Optimalkosten sind diejenigen Opportunitätskosten, die sich ergeben, weil man nicht die optimale Möglichkeit gewählt hat, sondern eine Alternative.
Einige Fragen zum Thema Opportunitätskosten stellen sich immer wieder. Wir geben eine kurze Antwort: