Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 27.08.2024
Was ist ein Hedgefond?
Hedgefonds (auf Englisch hedge fund, in der Schweiz Hedge-Funds genannt) sind eine riskante Form der Geldanlage. Zwar sind hohe Renditen möglich, es besteht aber auch die Gefahr eines Totalverlusts.
Ein Hedgefonds gilt als sogenannte alternative Geldanlage. Das kommt daher, dass er nicht wie andere Wertpapiere oder Anleihen direkt an der Börse gehandelt wird. Vielmehr richtet sich diese Anlageform nur an bestimmte, in der Regel institutionelle Anleger oder sehr vermögende Privatpersonen.
Hedgefonds gehören im weitesten Sinne zu den Investmentfonds, verfolgen jedoch eine andere, weitaus risikoreichere Anlagestrategie.
Woher stammt der Name Hedgefonds?
Die Bezeichnung Hedgefonds setzt sich aus dem englischen Verb „to hedge“ und dem Bestandteil „Fonds“ zusammen. „to hedge“ bedeutet im Englischen so viel wie „absichern“. Was auf den ersten Blick ein Gegensatz zu der riskanten Anlagestrategie von Hedgefonds ist, die mitunter über den Totalverlust hinausgehen kann.
Verständlich wird die Bezeichnung jedoch dadurch, dass Hedgefonds tatsächlich dazu genutzt werden, Investitionen abzusichern. Durch Leerverkäufe können sich Hedgefonds-Manager gegen starke Abwärtsbewegungen an den Märkten wappnen. Denn bei einem Leerverkauf würden sie genau davon profitieren – dazu später mehr.
Wer kann in Hedgefonds investieren?
Privatpersonen können nicht ohne Weiteres in Hedgefonds investieren, diese sind hauptsächlich institutionellen Anleger vorbehalten.
Grund dafür ist das hohe Mindestanlage-Volumen, das bei den meisten Hedgefonds bei 500.000 Euro liegt. In den USA müssen Privatanleger sogar noch solventer sein.
Hedgefonds und Investmentfonds: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Hedgefonds zählen zu den Investmentfonds, daher haben sie auch eine große Gemeinsamkeit mit ihnen: Beide Anlageoptionen werden aktiv gemanagt. Bei beiden sind jeweils ein oder mehrere, Fondsmanager dafür verantwortlich, welche Wertpapiere gekauft oder verkauft werden.
Jedoch zeigt sich schon an dieser Stelle ein Unterschied zwischen Hedgefonds und Investmentfonds: Bei Investmentfonds hängt die Performance des gesamten Fonds eng mit der Entwicklung am Gesamtmarkt zusammen. Bei Hedgefonds dagegen ist die Performance in erster Linie von der Strategie oder Expertise – einige sprechen auch vom Glück – der Fondsmanager abhängig. Die Entwicklung am Gesamtmarkt spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.
Weitere Unterschiede zwischen Hedgefonds und Investmentfonds
Wie funktionieren Hedgefonds?
Hedgefonds folgen dem gleichen Prinzip wie Investmentfonds: Fondsmanager legen das Geld der Anleger möglichst gewinnbringend an. Dazu investieren sie in verschiedene Anlageklassen. Im Gegensatz zu einem klassischen Investmentfonds können das auch Derivate oder Leerverkäufe sein. Bei klassischen Investmentfonds ist das nicht möglich, denn dort sind die Anlageklassen beschränkt.
Hedgefonds dagegen können zum Beispiel auch mit Folgendem spekulieren:
- Edelmetall
- Rohstoffe
- Währungen
Typische Hedgefonds-Strategien
Hedgefonds-Manager setzen bei ihren Anlagen unter anderem auf folgende Strategien:
- Long-Short-Equity: Diese gehört zu den verbreitetsten Anlagestrategien bei Fondsmanager. Dabei setzen die Manager entweder darauf, dass die Kurse bestimmter Aktien steigen (Long-Position) oder darauf, dass die Kurse sinken (Short-Position). Häufig wetten Hedgefonds dabei gegen Unternehmen und setzen darauf, dass deren Aktienkurs unter Druck gerät. Sinkt er dann tatsächlich, machen sie Gewinn.
- Event-Driven-Strategie: Hedgefonds-Manager versuchen bei dieser Strategie, bestimmte Entwicklungen und bevorstehende Ereignisse (Events) gewinnbringend auszunutzen. So können sie zum Beispiel darauf setzen, dass ein in Schieflage geratenes Unternehmen saniert wird und in der Folge der Aktienkurs wieder steigt (sog. Turnaround). Auch geplante Übernahmen oder wahrscheinlich gewordene Konkurse sind derartige Ereignisse, die Hedgefonds-Manager auszunutzen versuchen.
- Global-Macro-Strategie: Sie ist mit der Event-Driven-Strategie vergleichbar. Während sich Letztere jedoch eher auf Ausschnitte des Marktes, also einzelne Ereignisse, konzentriert, hat die Global-Macro-Strategie die gesamte Wirtschaft im Blick – und zwar weltweit, sprich makroökonomisch. Hedgefonds-Manager versuchen bei dieser Strategie, mögliche weltwirtschaftliche Entwicklungen vorherzusehen und daraus Gewinn zu schlagen.
- Arbitrage-Geschäfte / Relative-Value-Strategie: Arbitrage bezeichnet die Unterschiede in den Kursen und Preisen verschiedener Märkte zum gleichen Zeitpunkt. Hedgefonds-Manager kaufen bei dieser Strategie beispielsweise Aktien an einem günstigen Markt ein und verkaufen sie an einem anderen Marktplatz zu einem höheren Kurs weiter.
- Systematic-Trend-Followers-Strategie: Diese Strategie wird in der Regel von einer Software gesteuert. Sie beruht auf komplexen Berechnungen, welche Trends sich in Zukunft an den Märkten zeigen könnten, und spekuliert auf diese Entwicklung.
Hedgefonds und ihr Renditeversprechen: Was ist dran?
Tatsächlich können Hedgefonds beachtliche Renditen erwirtschaften. Denn während klassische Investmentfonds ihren Gewinn von der positiven Entwicklung des Gesamtmarkes abhängig machen, können Hedgefonds auch dann Gewinne erzielen, wenn die Kurse am Gesamtmarkt fallen.
Die Möglichkeit, hohe Renditen zu erzielen, ist jedoch mit sehr hohen Risiken verbunden. Denn Hedgefonds-Manager setzen in der Regel auf äußerst risikoreiche Spekulationen. Investoren müssen aus diesem Grund damit rechnen, ihr gesamtes Investment zu verlieren.
Die Risiken im Überblick
Zu den typischen Risikofaktoren gehören der Leverage- bzw. Hebel-Effekt. Dabei setzen Hedgefonds Fremdkapital ein, um damit zu spekulieren. So leihen sich die Hedgefonds nicht nur Kapital, sondern auch Aktien oder ganze Aktienpakte von anderen Investoren. Diese Aktien verkaufen sie sofort an der Börse und setzen darauf, dass sie sie nach einigen Tagen zu einem günstigeren Preis wieder zurückkaufen können. Dieses Vorgehen kennt man auch unter dem Namen Leerverkauf.
Gelingt das, macht der Hedgefonds Gewinn, der jedoch dadurch geschmälert wird, dass der Geber des Fremdkapitals Zinsen bekommt. Trotzdem zahlt sich dieses Vorgehen aus – wenn die Kurse tatsächlich sinken. Aber was passiert, wenn diese nach dem Verkauf gleich bleiben oder steigen? Dann muss man die Aktien zu einem höheren Preis zurückkaufen, als man sie ausgeliehen und verkauft hat. Nicht nur die Spanne zwischen diesen beiden Preisen muss man zahlen, sondern auch die Zinsen, die Gläubiger dafür haben möchten, dass sie ihre Aktien zur Verfügung gestellt haben. Das kann zum kompletten Verlust des Einsatzes und der Pleite des Hedgefonds führen.
Intransparenz verstärkt das Risiko
Für Anleger sind Hedgefonds im Allgemeinen recht intransparent, was das Risiko weiter verstärkt. Denn diese sind nicht dazu verpflichtet, ihre wirtschaftlichen Daten zu veröffentlichen. Noch dazu können Hedgefonds-Manager durch Leerverkäufe Unternehmen in große wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen.
Hedgefonds für Privatanleger in Deutschland
Privatanleger können in der Regel nicht direkt in Hedgefonds investieren. Allenfalls für Privatpersonen mit beachtlichen finanziellen Möglichkeiten ist diese Anlageform überhaupt denkbar – und dann vor allem in den USA, dem Heimatland der Hedgefonds.
In Deutschland war es lediglich zwischen 2004 und 2008 für Privatanleger möglich, in Hedgefonds zu investieren. Im Rahmen des sogenannten Investitionsmodernisierungsgesetzes wurde es auch deutschen Privatanleger, die nicht professionell an der Börse handeln, gestattet, in Hedgefonds zu investieren. Allerdings unter starken Einschränkungen.
Nach der Finanzkrise im Jahr 2008 änderte sich das jedoch wieder. Seit diesem Zeitpunkt können deutsche Privatanleger nicht mehr direkt Hedgefonds kaufen. Nur wer vor 2008 schon Anteile hatte, durfte diese weiter halten.
Die Reform der Beschlüsse aus dem Jahr 2008 ist auch ein Grund dafür, dass es in Deutschland nur noch drei Arten von Hedgefonds gibt, die gehandelt werden können:
- Single-Hedgefonds: Diese richten sich ausschließlich an professionelle und semi-professionelle Anleger.
- Dach-Hedgefonds: In Deutschland ist das aktuell die einzige Möglichkeit für Privatanleger, relativ unmittelbar in Hedgefonds zu investieren. Dabei wird das Geld nicht nur in einen Hedgefonds angelegt, sondern gleich in mehrere. Mit dem Ergebnis, dass sich das Risiko auf diese Weise ein wenig minimieren lässt. Weiter reguliert sind Dach-Hedgefonds dadurch, dass Leerverkäufe verboten sind und Hebel nur in beschränktem Umfang genutzt werden dürfen.
- Hedgefonds-ETF: Da einige Hedgefonds selbst börsennotiert sind, können Privatanleger und Kleinanleger Zertifikate oder ETFs der entsprechenden Indexfonds erwerben. So können sie an der Entwicklung des Hedgefonds teilhaben. Damit investieren sie nicht direkt in Hedgefonds, erhalten aber einen Teil der Rendite.
Liste der bekanntesten Hedgefonds
Hedgefonds gehören trotz ihrer Risiken zu den beliebtesten Anlageformen. Das zeigt sich unter anderem an der Summe des Vermögens, das sie verwalten: Waren es im Jahr 2006 noch ungefähr 1,7 Milliarden US-Dollar, hat sich die Summe bis zum Jahr 2018 auf nahezu 3,1 Milliarden US-Dollar fast verdoppelt.
Mitte des Jahres 2020 gehörten folgende Hedgefonds und Dach-Hedgefonds zu den größten und erfolgreichsten weltweit:
- Bridgewater Associates
- Renaissance Technologies
- Man Group
- Millennium Mgmt.
- Elliott Mgmt.
- BlackRock
- Two sigma Investments/Advisers
- TCI Fund Mgmt.
- Citadel
- D.E. Shaw Grou
- AQR Capital Mgmt.
- Davidson Kempner Capital Mgmt.
- Farallon Capital Mgmt.
- Baupost Group
- Marshall Wace
- Capula Investment Mgmt.
- Canyon Capital
- Wellington Alternative Investments
- Viking Global Investors
- PIMCO
(Quelle: https://www.pionline.com/interactive/largest-hedge-fund-managers-2020)
In den letzten Jahren hat sich die Zahl der aktiven Hedgefonds kaum verändert. Im Jahr 2018 waren es zuletzt 15.837.
(Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/960169/umfrage/anzahl-der-hedgefonds-weltweit/)
FAQ: Häufige Fragen zum Thema Hedgefonds
Was ist ein Hedgefonds-Manager?
Hedgefonds-Manager kümmern sich darum, dass Anleger in Hedgefonds investieren können. Für ihre Arbeit stellen sie bestimmte Gebühren in Rechnung, die je nach Art des gemanagten Hedgefonds variieren.
Welche Vor- und Nachteile haben Hedgefonds?
Hedgefonds können auf der einen Seite beachtliche Renditen erzielen, auf der anderen Seite aber genauso große Verluste generieren. Unter Umständen kann der gesamte finanzielle Einsatz verloren gehen.
Wie groß ist der Einfluss von Hedgefonds?
Die Bedeutung von Hedgefonds sollte nicht unterschätzt werden. Die comdirect Bank schätzt, dass ein Volumen von über drei Billionen Dollar über Hedgefonds gehandelt wird. Das ist eine enorme Wirtschaftsmacht. Sollten die größten Hedgefonds in Schwierigkeiten geraten und hohe Verluste generieren, könnte das Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft haben.
Hedgefonds zusammengefasst
- Hedgefonds sammeln Geld von Anlegern und investieren dieses in verschiedene Anlageklassen.
- Im Unterschied zu klassischen Investmentfonds sind Hedgefonds deutlich weniger reguliert und damit riskanter.
- Leerverkäufe und der sogenannte Leverage-Effekt gehören zu den bekannten Strategien von Hedgefonds.
- Die riskanten Strategien können im schlimmsten Fall zu einem Totalverlust führen.
- In Deutschland können Privatanleger nicht mehr direkt in Hedgefonds investieren. Die Anlage ist nur über Umwege möglich.