Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 27.08.2024
Was ist Private Equity?
Private Equity zu Deutsch privates Beteiligungskapital, ist eine Form der Beteiligung an nicht börsennotierten Unternehmen. Damit ist Private Equity(PE), eine alternative Investitionsform.
Zumeist tätigen professionelle Beteiligungsgesellschaften, Private Equity Fonds, diese Investitionen. Man unterscheidet das private Kapital und das Public Equity, also „öffentliche“, börsengehandelte Beteiligungen. Die PE-Fonds sammeln das Kapital privater Investoren und kaufen gezielt Unternehmensanteile. Oft agieren dabei auch Co-Finanzierer wie Banken oder andere Kapitalgeber als beteiligte Gesellschafter.
Ziele von Private Equity Unternehmen
Die Ziele, die Private Equity Unternehmen verfolgen, sind:
- Erhöhung des Kapitals
- Steigerung der Profitabilität
- Optimierung der betrieblichen Abläufe durch aktive Beratung
PE Gesellschaften und Fonds sowie auch private Investoren erwerben somit zeitweilig Anteile von Unternehmen.
Mit der Investition soll eine möglichst hohe Rendite erwirtschaftet werden. Daher investieren Private Equity Gesellschaften möglichst gezielt in Unternehmen, die bereits einen hohen und vor allem stabilen Umsatz vorweisen können und nicht mehr im Risikobereich agieren.
Private Equity und Venture Capital im Vergleich
Private Equity ist der Oberbegriff für eine Reihe von Beteiligungsstrategien. Die Investitionsmöglichkeiten erstrecken sich über verschiedene Phasen der Unternehmensgründung. Venture Capital ist eine frühe Form der Investition in sehr junge Unternehmen und wird daher auch als Risikokapital bezeichnet. Private Equity Fonds investieren gezielt in bestimmte Unternehmensphasen.
Die Gründungsphasen im Überblick
Man kann sieben Gründungs- bzw. Investitionsphasen unterscheiden:
- Seed: Gründungsphase
- Startup: Etablierung
- Expansion: Wachstum
- Turnaround: Dabei bekommen Unternehmen in einer finanziellen Schieflage Hilfe zur Restrukturierung.
- Replacement: Im Rahmen einer PE-Finanzierung erwirbt ein Gesellschafter die Anteile eines ausscheidenden Mitgesellschafters.
- MBO: Management Buyout: PE-Investoren unterstützen das Management eines stabil laufenden Unternehmens, um höhere Renditen zu erwirtschaften.
- LBO: Leveraged Buyout: Damit ist der gesamte Kauf eines erfolgreich wirtschaftenden Unternehmens gemeint.
Daneben gibt es verschiedene Finanzierungsmodelle. Dabei handelt es sich um Investitionszeitpunkte, auf die sich Private Equity Unternehmen jeweils mit bestimmten Zielen fokussieren:
- Accelerator sind Unternehmen, bzw. Investoren, die Startups in der frühen Gründungsphase beraten und finanzieren.
- Business Angel sind Investoren, die sich im Rahmen von Unternehmensgründungen mit Kapital und Wissen beteiligen.
- Incubatoren sind Beratungen und Einrichtungen, die Startups ganzheitlich beraten und aufbauen. Dabei steht – im Gegensatz zu Accelerator-Programmen – vor allem die Entwicklung einer Geschäftsidee im Vordergrund.
- Crowd Investing ist eine Form der frühen Finanzierung, bei der sich mehrere Personen, bzw. Investoren beteiligen.
- Venture Capital bezeichnet man als Wagniskapital in einem relativ frühen Gründungszeitraum.
- Private Equity umfasst schließlich die Investition in bereits gegründete und solide Renditen erwirtschaftende Unternehmen. Das Ziel ist schließlich der Exit, also der erfolgreiche Verkauf.
Venture Capital im Detail
Für Startups und Unternehmensgründer ist das außerbörsliche Venture Capital – also Wagniskapital – ein elementarer Baustein der Finanzierung. Dabei geben Investoren aus Diversifikationsgründen breitere Finanzmittel in die jungen Unternehmen, streuen also kleinere Summen in möglichst viele Unternehmensgründungen. Zudem unterstützen VC-Investoren in der Regel mit Netzwerken, Know-how und Organisation von Management und Vertrieb.
Die großen Venture Capital Dachfonds erwägen allerdings erst eine Finanzierung, wenn Startups einen sogenannten „Proof of concept“ darlegen können. Dazu gehören erste Erfolge der Unternehmensstrategie sowie die Entwicklung von KPIs – Key Performance Indicators um den Erfolg des Unternehmens zu bestimmen. Daher sind VC-Investitionen in der sogenannten Seed-Phase, in der Gründer das Unternehmenskonzept aufsetzen, eher selten.
Ein zentraler Aspekt für VC-Investoren ist die Skalierbarkeit. An dieser Stelle prüfen Investoren sehr gründlich, ob sich die jeweiligen Geschäftsmodelle schnell und erfolgreich in andere Märkte und Branchen übertragen lassen und zu einem flächendeckenden Erfolg führen.
Die Chance der Skalierbarkeit spielt vor allem im Bereich digitaler Geschäftsmodelle eine große Rolle. Schließlich erwarten Investoren von den Gründern regelmäßiges und detailliertes Reporting. Investitionen erfolgen oft in Abschnitten. Sobald die Unternehmen ihre Zielmargen und Meilensteine erreichen, fließt die nächste Investment-Tranche.
Businessplan als Grundlage nutzen
Unternehmensgründer haben höhere Chancen bei Venture Capital und Private Equity Fonds, wenn sie mit einem strukturierten Business- und Finanzplan antreten. Hierfür gibt es diverse Beratungsunternehmen, die auf öffentliche Gelder zugreifen können. Daher sind viele Beratungsangebote für Gründer kostenfrei oder im Portfolio von staatlichen Fördermaßnahmen.
Private Equity – wie funktioniert das?
Die über 200 deutschen Private Equity Unternehmen haben unterschiedliche Formen und Strategien. Zumeist haben solche Fonds klare Investitionsziele und sind in der Regel auf bestimmte Branchen, Regionen, Unternehmensarten oder Finanzierungsphasen fokussiert. Wer in einen Private Equity Fonds investieren möchte, sollte auf jeden Fall einen Vergleich machen.
Die Funktionsweise von Private Equity ist grundsätzlich diese:
- Die PE-Gesellschaften sammeln Kapital einzelner Investoren ein und legen damit große Fonds auf.
- Dabei handelt es sich meistens um geschlossene Fonds, deren Laufzeit bis zu zehn Jahre umfasst. Die Zinsen für ein Investment liegen zwischen 12 und 20 Prozent.
- In Anschluss kaufen Analysten nach genauer Prüfung Unternehmensanteile, wobei auch externe Investoren sich an solchen Finanzierungsrunden beteiligen.
- Ziel von PE-Investitionen und dem Kauf von Unternehmensanteilen ist die Erhöhung des Profits.
- Allerdings sind Private Equity Investoren nicht nur reine Kapitalgeber oder stille Teilhaber. Mit dem Kapital nehmen sie auch immer aktiv Einfluss auf das Unternehmen. So stärken sie Management, Organisation, Vertrieb und Netzwerk.
- Die großen Investoren von Private Equity Fonds sind meistens Institutionen wie Banken, Versicherungen oder Pensionskassen.
- Privatanleger können sich über sogenannte Dachfonds beteiligen, die dann in diverse PE-Fonds investieren. Dies dient der Risikostreuung. Dennoch liegt die Mindestinvestitionshöhe für solche Anleger bei rund 10.000 Euro.
- Corporate Finance Berater helfen bei der Auswahl möglicher PE Fonds.
Was ist die Sperrminorität?
Mit der sogenannten Sperrminorität von 25,1 Prozent wollen Investoren eine garantierte Möglichkeit erwirken, die unternehmerischen Tätigkeiten und Entscheidungen zu beeinflussen. Hierdurch sind Investoren und Analysten in alle Prozesse eingebunden, ohne die komplette Kontrolle zu übernehmen. Ist ein Unternehmen nach einigen Jahren profitabel und stabil am Markt, erfolgt der sogenannte Exit. Zumeist verkaufen die PE-Firmen ihre Anteile an andere Investoren oder an die Gründer selbst. In diesem Zeitraum ist dann auch im Rahmen eines sogenannten Initial Public Offering (IPO) ein Börsengang möglich.
Pro und Contra beim Private Equity
Insbesondere viele junge Unternehmensgründer träumen von dem sprichwörtlichen Millionen-Investment. Doch mit dem Geld kommen oft auch Probleme und Auseinandersetzungen. Private Equity Investoren verlangen in der Regel viel für ihr Geld: nicht nur Erfolg und Profit, sondern strategische Mitsprache und Entscheidungsbefugnisse. Daher sollten Gründer immer genau prüfen, ob sie Investoren brauchen und bereit, sind auf ihre Selbstständigkeit zu verzichten. Oder ob sie das Unternehmen mit eigenen Kräften aufbauen können.
- Investoren können für ein positives Image sorgen.
- Gründer tragen das Risiko nicht allein und stärken ihr Eigenkapital.
- Es kommen Beratungskompetenzen in das Unternehmen.
- Das Management wird gestärkt.
- Verhandlungspositionen bei Kunden und Konkurrenten sind oft besser.
- Chancen beim Anwerben von qualifizierten Personal und Führungskräften sind besser.
- Weitere Investoren und Kapitalgeber können besser angesprochen werden.
- Finanzielle Expertise unterstützt das Unternehmen. (Private Equity, Banken, Mezzanine Kapitalgeber).
- Das Netzwerk wird deutlich erweitert – ggf. auch internationale Kontakte.
- Anfänglich besteht keine Zins- und Tilgungsleistung.
- Durch Mitspracherechte kann es zu Konflikten kommen.
- „Leverage Effekt“, d.h. bei Gewinneinbrüchen droht Insolvenz durch zu viel Fremdkapital.
- Investoren sind in der Regel sehr stark auf den Exit fokussiert. Das führt zu hohem Leistungsdruck.
- Häufige Eigentümerwechsel sind schädlich für das operative Geschäft.
- PE-Finanzinvestoren legen großen Wert auf die permanente Kontrolle des Rechnungswesens und Reportings, was viele personelle und zeitliche Ressourcen innerhalb des Unternehmens bindet.
Formen der Finanzierung
Private Equity Unternehmen kennen drei Formen der Finanzierung:
Leveraged Buyout
Private Equity Unternehmen bedienen sich oft einer Hebelwirkung durch Kreditaufnahmen bei Banken oder anderen Finanzierungsinstituten. Dieses Verfahren ist als „Leveraged Buyout“ bekannt. Dabei kombiniert das PE-Unternehmen beim Ankauf von Unternehmensanteilen eigene Mittel mit fremdem Kapital und kann so eine Mehrheitsbeteiligung erreichen. Ziele dabei sind ein möglichst umfassendes Mitspracherecht und damit einhergehend die Umstrukturierung und Gewinnsteigerung. Leveraged Buyout findet meistens im Rahmen von Turnaround Deals statt, bei denen finanziell angeschlagene Unternehmen gerettet werden sollen.
Wachstumskapital
Hier geben PE-Unternehmen weniger Kapital und wollen auch nicht so viel Einfluss. Mit dieser Form von Investment soll der Fokus auf dem reinen Wachstum liegen – ähnlich wie bei der Bereitstellung von Risikokapital. In der Regel wird Wachstumskapital eher großen und reiferen Unternehmen zur Verfügung gestellt und selten in junge Unternehmen investiert.
Mezzanine-Finanzierung
Bei der Mezzanine-Finanzierung handelt es sich im Grunde genommen um eine Form der Verschuldung. Dabei verleihen Private Equity Fonds Geld an Unternehmen mit Kapitalbedarf. Sollte es zu einer Insolvenz kommen, können Mezzanine-Finanzierungen als eine Form von Schulden getilgt werden. Insgesamt stellt diese Finanzierung dann aber auch ein größeres Risiko dar und ist daher mit einem höheren Zinssatz belegt.
Achtung für private Anleger!
Investitionen in Private Equity Fonds sind auch für private Anleger eine interessante Option. In den vergangenen Jahren ist das Geschäft mit dem Erwerb von Unternehmensanteilen rasant gestiegen. Rund 13 Milliarden Euro flossen 2020 in Deutschland in Private Equity Fonds. Grund dafür sind relativ hohe Renditen – dennoch ist das Risiko für private Anleger nicht zu verachten. Zudem handelt es sich um ein AIF - Alternativ Investment Fund - und gehört damit nicht zu den traditionellen Finanzprodukten. Die – in der Regel recht strenge – Aufsichtsbehörde BaFin, Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, hat daher bei diesen Fonds stets das letzte Wort. Die Tatsache, dass die PE-Dachfonds ihrerseits wieder in PE-Fonds investieren, sorgt oft für erhebliche Unübersichtlichkeit der Geschäfte für Privatanleger.
Hohe Renditen - hohe Kosten
Die großen Private Equity Fonds sind für Privatinvestoren zumeist unerreichbar. Bei Mindestanlagen von rund 100.000 Euro können oft nur vermögende Privatpersonen, Banken oder Family Offices in PE-Fonds selbst oder Dachfonds investieren. Allerdings wächst die Anzahl der sogenannten Private Equity Retailfonds – auch Publikumsfonds genannt. Bei diesem Produkt fangen die Mindestanlagen bei rund 10.000 Euro an. Darüber ist es für Privatanleger durchaus sinnvoll über ein ETF (engl.: „Exchange Traded Fund”) an der Börse in PE-Fonds zu investieren und gute Renditen zu erwirtschaften.
Tipps für private Anleger
Als Privatanleger sollten Sie einige Tipps beachten:
- Private Anleger tragen ggf. das Risiko eines Totalverlustes, wenn ein Unternehmen, in das investiert wurde, Konkurs anmeldet. Auch der Leverage-Effekt kann dramatische Folgen für Privatanleger haben. Daher sollte von jedem Invest in PE Fonds eine klare Risikoanalyse erfolgen. Das heißt: Nur Geld investieren, auf das man gegebenenfalls verzichten kann.
- Eine Investition in einen Private Equity Fonds ist am Anfang mit erheblichen Kosten verbunden. Es fallen diverse Gebühren für die Verwaltung und andere Faktoren an. Die Renditen locken erst später und private Investoren sollten im Vorfeld prüfen, ob das Kosten-Nutzenverhältnis ausgewogen ist. Das gilt besonders für ein Invest in Dachfonds, da diese wiederum selbst in PE Fonds investieren und so doppelt Gebühren anfallen.
- Es droht immer wieder Intransparenz: Private Equity Fonds unterliegen zwar der Aufsicht der BaFin, müssen aber ihre Renditen u.a. nicht bei Investoren kommunizieren. Die Performance von Private Equity Fonds ist nur schwer nachvollziehbar, da es keine vollständige Datenlage gibt. Daher können Investoren nur die vergangenen Aktivitäten als Entscheidungsgrundlage heranziehen.
- PE Investoren brauchen einen langen Atem. In der Regel laufen solche Fonds mindestens zehn Jahre – im Fall von Dachfonds sogar noch länger. Zwar fließt Kapital in Form von Renditen zurück, aber die Zeitpunkte der Zahlung sind stets ungewiss. Das Kapital ist für Anleger daher lange Zeit nicht erreichbar und sie haben keine Möglichkeit das Investment zu verkaufen.
- Investiert man in ausländische PE Fonds, sollte man immer mit dem Risiko schwankender Wechselkurse rechnen. Auch dieser Umstand schmälert Rendite-Chancen.
- Anleger sollten jedes Angebot sorgfältig prüfen. Es gibt durchaus unseriöse Angebote auf dem Markt!
Private Equity zusammengefasst
- Bei Private Equity handelt es sich um außerbörsliches Beteiligungskapital. Investoren, bzw. Private Equity Fonds oder Dachfonds kaufen Anteile von Unternehmen. Ziel ist die Optimierung der Geschäftsabläufe und Steigerung der Umsätze mit hohen Renditen.
- Venture Capital ist eine Finanzierungsform der Private Equity. Dabei handelt es sich um Wagniskapital von Investoren für junge Unternehmen.
- Private Equity und Venture Capital werden üblicherweise nur in Unternehmen investiert, die bereits einen Business Plan sowie ein Proof of Concept vorlegen können.
- Private Equity Unternehmen kennen drei Formen der Finanzierung: Leveraged Buyout, Wachstumskapital und Mezzanine-Finanzierung.
- Für private Anleger sind Private Equity Fonds aufgrund der hohen Mindesteinlagen oft nicht erreichbar. Möglich ist allerdings eine Anlage über ETFs oder sogenannte Retailfonds.
- Bei Private Equity handelt es sich um ein AIF – Alternativ Investment Fund – und gehört damit nicht zu den traditionellen Finanzprodukten.
- Die Tatsache, dass die PE-Dachfonds ihrerseits wieder in PE-Fonds investieren, sorgt oft für erhebliche Unübersichtlichkeit der Geschäfte für Privatanleger. Darüber hinaus ist es wichtig als Privatanleger einige Tipps zu beachten.