Einen Investor werden Sie nur dann von Ihrer Geschäftsidee überzeugen, wenn Sie ihm Einblick in Ihre Finanzen gewähren. Danach wird er für sich abwägen, ob er Ihr Unternehmen für wirtschaftlich hält und Geld für Ihr Business aufbringen will. Mit Ihrem Finanzplan legen Sie also all Ihre finanziellen Töpfe offen und zeigen, wie ertragreich Ihr Unternehmen sowie die Geschäftsidee dahinter sein können und wie hoch Ihr Kapitalbedarf insgesamt dafür ist.
Aber der Finanzplan dient nicht nur dazu, zu Beginn der Gründung die Rentabilität für eine Investition in Ihr Business zu beweisen. Essenziell ist er auch für Unternehmen, die bereits seit einiger Zeit auf dem Markt sind. Hiermit wissen Sie immer, ab welchem Umsatz Sie Ihre Ausgaben decken und wann Sie Gewinn erzielen. In Ihrem Finanzplan können Sie schließlich mit verschiedenen Werten kalkulieren, erhalten eine Übersicht über Ihr Kapital, können unterschiedliche finanzielle Szenarien durchspielen und somit eventuelle Liquiditätsengpässe im Voraus erkennen.
Sie wissen jetzt also, wofür Sie einen Finanzplan brauchen und warum dieser für Ihre Selbstständigkeit und Ihr Unternehmen wichtig ist. Bei dem hohen Stellenwert dieses Dokuments fragen Sie sich sicher, wie der Finanzplan eigentlich aussehen muss? Welche Bausteine müssen Sie in Ihrem Finanzplan listen und wie vermeiden Sie mögliche Fehler? Wie beim Erstellen eines allgemeinen Businessplans gibt es auch beim Finanzplan einiges zu beachten.
1. Umsatzplanung
Mit den Berechnungen zur Umsatzplanung zeigen Sie, wie viele Einnahmen Sie mit dem Verkauf Ihres Produkts oder durch die Ausführung Ihrer Dienstleistung erwirtschaften. Jeder, der Ihren Budgetplan aufmacht, sieht am Umsatz, wie viel Gewinn Sie aus Ihrem Unternehmen ziehen.
Wichtig ist hier, dass Sie realistisch bleiben. Gerade als Gründer sind Sie mit Ihrer Selbstständigkeit neu auf dem Markt und Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung ist noch unbekannt. Als Neu-Unternehmer kommt noch hinzu, dass Sie noch nicht auf mehrere Verkaufsjahre zurückblicken können. Sie können mit der Umsatzplanung innerhalb des Finanzplans für Ihr Vorhaben tatsächlich nur eine Prognose abgeben. Daher greifen Sie mit Ihrer Einschätzung bzw. Berechnungen nicht zu hoch und behalten im Hinterkopf, dass Verkaufszahlen bei Newcomern erst langsam steigen.
2. Kostenplanung
Die Kostenplanung in Ihrem Finanzplan gibt Aufschluss darüber, welche direkten Kosten in Ihrem Betrieb anfallen. Beachten Sie auch, dass diese Kosten an zweiter Stelle angeführt sind, da ja alle Ausgaben durch die Einnahmen gedeckt werden müssen. Als Unternehmer haben Sie:
a) fixe Kosten = Löhne & Gehälter, Miete, Strom, Versicherung, Marketingkosten
Wie im privaten Leben sind auch für Existenzgründer Versicherungen essenziell und zählen zu den Fixkosten. Diese sind immer gleich und zudem umsatzunabhängig. Denn: Egal, wie viel oder wie wenig Gewinn Sie machen, die Miete für Ihr Unternehmen, die Bezahlung Ihrer Mitarbeitenden und die Versicherungen bleiben. Daher heißen diese auch Betriebskosten.
b) variable Kosten = Kosten für Material oder Wareneinkäufe
Wie teuer oder günstig Sie Material einkaufen, können Sie nicht beeinflussen. Das hängt immer davon ab, zu welchen Preisen Ihr Arbeitsmaterial auf dem Markt ist und wie erschwinglich Sie Ihre Rohstoffe einkaufen. Ein geschicktes Händchen bei Verhandlungen im Materialeinkauf ist daher nützlich.
Aus diesen beiden Faktoren ergibt sich der Deckungsbeitrag bzw. die Deckungsbeitragsrechnung. Bei dieser Rechnung müssen Sie von Ihrem Umsatz die variablen Kosten abziehen, die Sie dann im Finanzplan angeben.
Ihre Rechnung: Umsatz - Variable Kosten = Deckungsbeitrag
Den Deckungsbeitrag, der aus dieser Rechnung übrigbleibt, benötigen Sie, um Ihre Fixkosten abzudecken. Ziel dieser Berechnung bzw. Kalkulation ist immer, dass der Umsatz höher ist als die variablen Kosten und im Deckungsbeitrag stets ein positiver Wert herauskommt. Sind Sie also dabei, Ihren persönlichen Finanzplan zu erstellen, sollten Sie diese beiden Faktoren an den Anfang stellen.
c) Gründungskosten
Unter diesem Gesichtspunkt müssen Sie alle Kosten in Ihrem Finanzplan berücksichtigen, die Sie bei der Gründung aufwenden. Das sind unter anderem:
- Eintrag in das Handelsregister
- Notarkosten
- Markenanmeldung
- Mögliche Businessberatung(en)
- Geschäftsausstattung
d) Investitionen
Ein weiterer Finanzplan-Bestandteil im Bereich der Kosten sind die Investitionen, die Sie einmalig zum Start Ihres Unternehmens bei Ihrer Gründung tätigen, aber auch sämtliche Folgeinvestitionen. Hierunter fallen alle Anschaffungen, die Sie brauchen, wie zum Beispiel:
- Ausstattung Ihres Büros mit Möbeln, Computern etc.
- Küchenausstattung und Gastronomieeinrichtung
- Fahrzeuge, Maschinen oder Geräte
- Fortbildungen, die Sie besuchen
Innerhalb Ihres Finanzplans folgt der Investitionsplan nach den Gründungskosten. Die beiden Posten erscheinen Ihnen vielleicht ähnlich, sollten aber auf jeden Fall getrennt voneinander behandelt und im Finanzplan aufgeführt werden.
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3. Liquiditätsplanung
Zentrum bzw. Schnittpunkt Ihres Finanzplans ist der Liquiditätsplan, denn dieser ergibt sich praktisch aus allen Zahlungseingängen und -ausgängen. Deswegen kann er im Finanzplan-Aufbau erst nach der Kostenplanung gelistet werden. Sie stellen also die Berechnungen bzw. Analysen aus dem operativen Geschäft (= Verkauf Ihrer Produkte oder Dienstleistung) sowie Ihre Ausgaben (Gründungskosten und Investitionen) auf die Waage und ermitteln hieraus die Liquidität Ihres Unternehmens. In diesem Schritt sehen Sie also, wie „flüssig“ Ihr Unternehmen ist. Mit dem Liquiditätsplan erstellen Sie für sich, aber auch für alle, die Ihnen in die Bücher schauen wollen oder müssen, einen Abriss darüber, wie viel Geld in Ihr Unternehmen fließt und ob die Zahlungsfähigkeit weiter besteht oder ob Sie zusätzliches Kapital benötigen. In diese Planung geht ebenfalls Ihr Startkapital ein. Was Ihnen jeder Ratgeber sagen wird: Als neuer und junger Gründer wird sich der hier ermittelte Kontostand vermutlich erst einmal im Minus bewegen. Lassen Sie sich hiervon jedoch nicht abschrecken.
4. Ermittlung des Kapitalbedarfs
Aus der Liquiditätsplanung resultiert der Kapitalbedarfsplan Ihres Finanzplans. An einer einfachen Rechnung sieht das Ganze so aus:
- 60.000 € durch Sie vorfinanziert - 40.000 € Gründungskosten & Investitionen) + 30.000 € Startkapital = - 70.000 € Kapitalbedarf
Ihr Unternehmen hat den Bedarf von 70.000 €. In Ihrem Finanzplan müssen Sie nun schildern, wie Sie dieses Geld erwirtschaften wollen. Das Startkapital sollten Sie immer in Eigenkapital und Fremdkapital trennen. Sie vermerken an dieser Stelle, wie viel Eigenkapital Sie für die Unternehmensgründung eingebracht haben.
5. Rentabilitätsrechnung
Am Ende Ihres Finanzplans steht die Rentabilitätsvorschau. Mit dieser zeigen Sie die wichtigsten Kennzahlen des operativen Geschäfts auf Jahresbasis. Dies ist für potenzielle Geldgeber, die sich Ihren Finanzplan anschauen, wichtig, denn diese sehen so auf einen Blick, wie rentabel Ihr Unternehmen ist. Rentiert es sich also für den Investor, in Ihr Geschäftsmodell einzuzahlen und zu investieren? Die Vorschau der eigenen Rentabilität geben Sie in der Regel für 3 Jahre an. Innerhalb der Rentabilitätsvorschau werden noch weitere Berechnungen zu wirtschaftlichen Größen ergänzt, wie z. B. der Deckungsbeitrag, Rohertrag, Bruttomargen sowie EBIT und EBITDA Margen.
EBIT = „Earnings before interests and taxes“ = Ergebnis vor Steuern und Zinsen
EBITDA = „Earnings before interests, taxes, depreciation and amortization“ = Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen auf Sachlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände
Wie Sie durch diesen Artikel sehen, ist der Finanzplan für das Controlling Ihres Unternehmens immens wichtig. Sie wissen, wofür Sie diesen brauchen und welche Faktoren Sie berechnen müssen. Sicher fragen Sie sich jetzt, wie oft Sie nun diese Kostenaufstellung für den Finanzplan machen müssen.
Sie erstellen Ihren Finanzplan einmal zu Beginn Ihrer Gründung. Wenn Sie sich bei Banken oder Investoren vorstellen möchten, muss Ihr Finanzplan in der Regel die ersten drei vollen Geschäftsjahre umfassen. Wichtig ist hier zudem, dass Sie im ersten Jahr grundsätzlich jeden einzelnen Monat aufzeigen. Bei größeren und teureren Neugründungen kann es auch sein, dass fünf Jahre im Voraus geplant sein sollen. Zudem kommt es auch darauf an, für welches Finanzplan-Tool Sie sich entscheiden. Auch hier sind manche auf drei oder fünf Jahre ausgelegt.
Welche Bestandteile in welcher Reihenfolge in Ihrem Finanzplan enthalten sein müssen, haben Sie nun erfahren. Jetzt wäre noch zu klären, ob Sie ein Finanzplan-Tool verwenden oder welche anderen Optionen Sie noch nutzen können, um einen Finanzplan zu erstellen.
Im Internet gibt es viele verschiedene Möglichkeiten und Anbieter von Tools, die Ihnen helfen, Ihren Finanzplan zu erstellen, teilweise geht das bequem online. Wichtig ist jedoch, dass Sie grundsätzlich abklären, wie aktuell diese sind und ob alle notwendigen Bestandteile enthalten sind. Bevor Sie sich für ein Finanzplan-Muster entscheiden, können Sie im Vorfeld eventuell mehrere miteinander vergleichen und sich Beispiele für Finanzpläne ansehen. Die andere Variante wäre, dass Sie Ihren Finanzplan mit Excel erstellen. Dabei sollten Sie sich aber gut mit dem Kalkulationsprogramm auskennen, um Fehler zu vermeiden. Ehe Sie hier loslegen, sollten Sie auch in diesem Fall nochmal Vergleiche ziehen, damit Sie keine wichtigen Punkte vergessen und die Reihenfolge einhalten.
1. Wann wird ein Finanzplan erstellt?
In der Regel wird der Finanzplan zeitgleich mit dem Businessplan erstellt. Sprich in der Planungsphase vor der Gründung. Die Finanzplanung ist jedoch ein andauernder Prozess, da es wichtig ist, einen Überblick über alle Zahlen zu behalten und so den Erfolg des Unternehmens sicherzustellen.
2. Über welchen Zeitraum muss der Finanzplan erstellt werden?
Ein Finanzplan sollte die ersten drei Jahre beinhalten, wobei zumindest das erste Jahr monatlich geplant sein sollte.
3. Auf welche Punkte sollten Sie bei der Finanzplanung besonders achten?
Es ist wichtig, dass der Finanzplan stets vollständig und konsistent ist. Prognosen sollten Sie immer mit gut recherchierten Daten und Berechnungen belegen können.