Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 27.08.2024
Was ist Liquidität?
Für jeden Unternehmer ist es von größter Bedeutung, allen Zahlungsverpflichtungen pünktlich nachkommen zu können. Liquidität schafft die Voraussetzung dafür. Die Rede ist von der Fähigkeit, Forderungen in voller Höhe zu bezahlen. Unternehmer bzw. Firmen sind dann liquide, wenn alle fälligen Verpflichtungen, zum Beispiel Gehälter, Mieten und offene Rechnungen beglichen werden. Ist ein Unternehmen dazu nicht in der Lage, liegt eine Zahlungsunfähigkeit vor und es droht eine Insolvenz.
Video: Liquidität in 2 min erklärt
Unterschied zwischen Liquidität und Gewinn
Beim Begriff Liquidität handelt es sich um eine der wichtigsten Kennzahlen, die Unternehmer zur Geschäftsführung kennen und im Blick behalten müssen. Es ist verhängnisvoll, wenn sich Firmen vor allem auf ihren Gewinn konzentrieren. Oft genug sind Klagen zu hören, dass trotz eines guten Gewinns und positiver Rentabilität das Geschäftskonto nicht ausreichend gefüllt ist. Wie kommt es dazu? Die Antwort: Gewinn und Liquidität sind per Definition zwei völlig unterschiedliche Größen. Nicht der Gewinn ist für die finanziellen Mittel ausschlaggebend, sondern die Liquidität. Deshalb müssen Unternehmer immer beide Werte betrachten, um Folgendes einschätzen bzw. zueinander ins Verhältnis setzen zu können:
- Wie kommen beide Kennzahlen zustande?
- Wie entwickeln sich diese?
Zusammenhang zwischen Gewinn und Liquidität
Erst wenn der Zusammenhang zwischen diesen zwei Größen klar ist, können sie von Unternehmen klar definiert werden:
- Gewinn ist folglich die Differenz aus Einnahmen und Kosten. Das heißt: Einnahmen – Kosten = Gewinn. Damit wird offensichtlich, welche Größen den Gewinn beeinflussen.
- Liquidität bezeichnet ausschließlich die zur Verfügung stehenden Mittel, wie beispielsweise Bargeld und Bankguthaben, um anfallende Ausgaben bestreiten zu können.
Liquidität eines Unternehmens: Ist sie planbar?
Um eine Planung der Liquidität erarbeiten zu können, muss zunächst einmal die Beziehung zwischen Unternehmensergebnis (Gewinn) und vorhandener Liquidität verstanden werden. So ist es im ersten Schritt relevant, auf die Entstehung des Gewinns zu schauen. Das gelingt mithilfe betriebswirtschaftlicher Auswertungen (BWA). Gewinn wird auch als Ergebnis vor Steuern oder als steuerlicher Jahresüberschuss bezeichnet. Ein aktives Unternehmen erbringt folglich hierfür Leistungen, dokumentiert diese, rechnet ab und generiert Einnahmen, was letztlich den Umsatz darstellt. Von allen Einnahmen werden die Kosten abgezogen. Das Ergebnis stellt den Gewinn dar.
Es ist immer sehr hilfreich, Kennzahlen nicht nur als Zahlenkolonnen in Excel zu führen, sondern die wichtigsten Werte in Form von Balkendiagrammen darzustellen. Das macht Entwicklungen anschaulicher, weil Sie sehr schnell bemerken, wie sich Umsatz, Kosten und Ergebnis über die Jahre entwickeln.
Liquiditätsplanung und die Formen der statischen Liquidität
In seriös geführten Unternehmen gehört eine umfassende Liquiditätsplanung zur Tagesordnung, wenn der Frage nachgegangen werden soll, was Liquidität bedeutet. Auch bei Neugründungen ist dies eine wichtige Aufgabe, die als Teil eines Businessplans Banken und Kapitalgebern Aufschluss über das Geschäftsmodell und relevante Kennzahlen gibt.
Der Liquiditätsplan
Ein Liquiditätsplan gibt Aufschluss über ein Teilbudget des Finanzplans. Letzterer fasst alle eingehenden und ausgehenden Zahlungsvorgänge des gesamten Budgets innerhalb einer Periode zusammen und stellt somit die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens sicher. Dabei fügen sich Liquiditätspläne immer in den gesamten finanziellen Rahmenplan ein: Sie werden teilweise wochen-, monats- oder quartalsweise erstellt. Ziel ist es dabei immer, die betriebliche Liquidität zu berechnen, die Zahlungsfähigkeit zu sichern und bei Bedarf Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen.
Um einen Liquiditätsengpass und im schlimmsten Fall sogar ein drohendes Insolvenzverfahren zu verhindern, müssen Unternehmer ihre Liquidität dauerhaft sichern. Dazu braucht es zunächst die Ermittlung der sogenannten Liquiditätsgrade. Sie helfen, die eigene wirtschaftliche Situation besser kontrollieren zu können. Die Zahlen aus der Bilanz liefern dazu folgende Informationen:
- Höhe der liquiden Mittel
- Vorliegende Verbindlichkeiten
- Menge an Vorräten, das betrifft Werkstoffe und Produkte für die Produktion
Alle Kennzahlen zusammen sind Voraussetzung, um drei Liquiditätsgrade festzulegen.
Liquidität 1. Grades
Wirtschaftswissenschaftler bezeichnen die Liquidität 1. Grades (Liquidität 1) als Barliquidität. Hierbei stehen alle Mittel im Fokus, die Unternehmer bei Bedarf sofort flüssig machen können. Das betrifft den Kassenbestand, Vermögensgegenstände und Guthaben auf dem Geschäftskonto. Zur Berechnung werden Barmittel den kurzfristigen Verbindlichkeiten gegenübergestellt. Zur Liquidität 1. Grades lautet die Formel:
Liquidität 1. Grades = flüssige Barmittel / kurzfristige Verbindlichkeiten
Folgendes zählt zu kurzfristigen Verbindlichkeiten:
- Verbindlichkeiten gegenüber Banken, z. B. für Darlehen
- Verbindlichkeiten aus Lieferungen oder Leistungen
- Steuerrückstellungen
- Sonstige Rückstellungen
Liquidität 2. Grades
Bei der Ermittlung des Liquiditätsgrads 2 wird die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens noch weiter ausgelegt: Hier sind die liquiden Mittel, die kurzfristigen Forderungen, aber auch die Wertpapiere des Umlaufvermögens im Unternehmen relevant. Die Summe aus diesen drei Positionen setzen der Unternehmer bzw. der Controller in Beziehung zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten. Auch hierfür gibt es eine Berechnungsformel. Sie lautet:
Liquidität 2. Grades = (flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen + Wertpapiere des Umlaufvermögens) / kurzfristige Verbindlichkeiten
Liquidität 3. Grades
Zusätzlich zu den erwähnten Positionen umfasst die Festlegung des Liquiditätsgrads 3 auch die Vorräte des Umlaufvermögens laut Bilanz. Die Summe aus liquiden Mitteln, kurzfristigen Forderungen, Wertpapieren des Umlaufvermögens und Vorräten werden in Beziehung zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten gesetzt. Die Formel lautet hier:
Liquidität 3. Grades = (flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen + Wertpapiere des Umlaufvermögens + Vorräte) / kurzfristige Verbindlichkeiten
Ermittlung der Liquiditätsgrade
Die Ermittlung der Liquiditätsgrade ist für Unternehmer eine gängige Methode, um die eigene Liquidität an einem bestimmten Stichtag zu messen. Außerdem können noch folgende Positionen betrachtet werden:
- Working Capital: Hier ist das Nettoumlaufvermögen gemeint. Es setzt sich zusammen aus Vorräten und Forderungen, abzüglich kurzfristiger Verbindlichkeiten
- Working Capital Ratio: Damit wird das gesamte Umlaufvermögen zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten in Beziehung gesetzt
- Dynamische Liquidität = Kassenbestand + positiver Banksaldo + positiver Cash Flow bzw. kurzfristige Verbindlichkeiten bezogen auf einen bestimmten Zeitraum
Letztendlich geht es bei der Optimierung der eigenen Liquidität stets darum, einerseits den Umsatz zu steigern und andererseits die Kosten zu senken. Darüber hinaus können auch Kapitalerhöhungen bzw. Maßnahmen zur Kapitalfreisetzung sowie eine reduzierte Gewinnausschüttung dem Unternehmen zu einer besseren Liquidität verhelfen.
Liquiditätsfalle und ihre Folgen
Für Selbstständige gibt es viele Fallstricke nach der Firmengründung. Ein zu geringes Eigenkapital führt dabei ebenso häufig zur Insolvenz wie mangelnde Liquidität. Wenn Unternehmer keine Liquiditätsplanung durchgeführt haben, kann sich ein Mangel an einzugsbedingter sowie umsatzbedingter Liquidität auch völlig überraschend bemerkbar machen: Gleich mehrere Kunden bezahlen beispielsweise ihre Rechnungen nicht. Wenn dies mehrfach hintereinander geschieht, entsteht aus einem vorübergehenden Mangel an Geld ein Liquiditätsengpass. Manchmal glaubt die Unternehmensleitung das noch ausbalancieren zu können und versucht zum Beispiel,
- Kreditlinien zu überziehen
- nur die wichtigsten Verpflichtungen zu bezahlen
- Gehälter auszusetzen
Solch eine Unternehmenspolitik führt jedoch schnell zu einer schlechten Bonität, bis irgendwann auch den eigenen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachgekommen werden kann. Wenn jedoch erst einmal Darlehen nicht mehr befriedigt werden und die Bank das erfährt, droht als Nächstes der Antrag auf Insolvenzverfahren beim zuständigen Gericht: Die Zahlungsunfähigkeit wird offiziell.
Eine Insolvenz selbst anzeigen bzw. eröffnen
Eine Insolvenz kann von einem Gläubiger oder auch vom Unternehmen selbst angezeigt bzw. eröffnet werden. Im § 18 der Insolvenzordnung (InsO) steht, dass bereits eine drohende Zahlungsunfähigkeit einen Insolvenzgrund darstellt. Drohende Zahlungsunfähigkeit bedeutet, dass die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens so schlecht ist, dass es seinen laufenden Zahlungsverpflichtungen in absehbarer Zukunft nicht mehr nachkommen kann. Erster Vorbote der drohenden Insolvenz ist der Liquiditätsengpass. Reagiert der Geschäftsführer angesichts eines Liquiditätsrisikos nicht, macht er oder sie sich strafbar. Eine Insolvenzverschleppung wird mit hohen Geldstrafen oder einer mehrjährigen Haftstrafe geahndet.
Liquidität als oberstes Ziel
Um wettbewerbsfähig zu bleiben und Verbindlichkeiten nachkommen zu können, müssen Unternehmen jederzeit ausreichend Kapital besitzen. Deshalb ist es überlebensnotwendig, die Zahlungsfristen aller Verpflichtungen mithilfe eines Plans im Auge zu behalten. Dazu gehört ebenso das Wissen, wann mit bestimmten Zahlungseingängen zu rechnen ist.
Letztendlich hängt es von Größe und Branche eines Unternehmens ab, wie genau solch ein Liquiditätsplan sein muss. In jedem Fall ist er auch das passende Controlling-Instrument für ein Kleinunternehmen.
Folgendes sollte dieser Plan berücksichtigen:
- Anfänglicher Bestand der liquiden Mittel: alle Bank- und Kassenbestände
- Periodische Auflistung für Einnahmen und Ausgaben
So lässt sich der Bestand liquider Geldmittel relativ leicht einschätzen oder anders ausgedrückt, ein drohender Liquiditätsengpass berechnen. Als Planungsperiode kann die Darstellung der liquiden Mittel für den Zeitraum eines Jahres gewählt werden. Für Neugründer oder Freiberufler ist meist eine monatliche Liquiditätsplanung empfehlenswert. In jedem Fall zeigt ein Liquiditätsplan deutlich, ob das Budget bedroht ist oder nicht. Eine tagesaktuelle Übersicht zu relevanten Liquiditätskennzahlen in einem Unternehmen gewährt übrigens eine moderne Buchhaltungssoftware. Damit lässt sich über diverse digitale Endgeräte von jedem Standort aus der Finanzstatus checken.
Geeignete Maßnahmen, um die Liquidität zu verbessern
Sind finanzielle Schieflagen erst einmal identifiziert, können Unternehmer geeignete Maßnahmen ergreifen, um die Liquidität wieder zu verbessern:
- Schließen verlustreicher Sparten
- Fremdkapital in Form von Krediten aufnehmen
- Mahnverfahren für ausstehende Rechnungen intensivieren
- Zeitnah Rechnungen schreiben für erbrachte Leistungen
- Anpassung des Sortiments
- Abbau der Vorräte
- Neuverhandlung von Zahlungszielen bei Lieferanten
- Geplante Investitionen verschieben
- Vermietung von Anlagevermögen
Liquidität oder das Synonym Solvenz ist für fähige Unternehmer der Schlüsselbegriff, wenn es um erfolgreiche Unternehmensführung geht. Das A und O ist dabei stets die optimale Steuerung des Geldflusses in der Firma. Die Finanzen müssen dabei bedarfsgerecht bzw. zusätzlich in Form von Liquiditätsreserven zur Verfügung stehen. Überschüsse in der Barreserve sollten dagegen im Unternehmen investiert oder gewinnbringend angelegt werden. So erhöht Liquidität zusätzlich die Rentabilität der Firma.
Liquidität zusammengefasst
- Ein Unternehmen, das über eine stabile Liquidität verfügt, kann jederzeit seinen Zahlungsverpflichtungen firmenintern wie extern nachkommen.
- Dazu ist es wichtig, einen Liquiditätsplan zu erstellen.
- Bei einer niedrigen Liquidität drohen Unternehmen ein Liquiditätsengpass und schlimmstenfalls die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.
- Eröffnet wird ein Insolvenzverfahren entweder vom Gläubiger oder der Gläubigerin oder einem Verantwortlichen des Unternehmens. Wird jenes Verfahren verschleppt (Insolvenzverschleppung), drohen hohe Geldstrafen oder Haft.
- Um Liquiditätsmängel zu verhindern, muss die Zahlungsfähigkeit immer im Fokus stehen. Dabei helfen die Berechnung der Liquiditätsgrade 1 bis 3 sowie alternative Kennzahlen.
- Ein Unternehmen kann seine Liquidität optimieren, wenn es kontinuierlich seinen Umsatz steigert, Möglichkeiten zur Kostensenkung ausschöpft und – wenn nötig – Gewinnausschüttungen reduziert. Auch eine Kapitalerhöhung durch Investoren stellt einen Weg dar.