Es gibt Gründerseminare, die Ihnen durch eine Skill-Analyse helfen herauszufinden, ob die Existenzgründung für Sie sinnvoll und richtig ist. Hierbei stellen Sie sich folgende wichtige Fragen:
- Sind Sie persönlich, fachlich und kaufmännisch qualifiziert für Ihre Selbstständigkeit durch relevante Berufserfahrung, kaufmännisches Knowhow und persönliche Eignung?
- Unterstützt Ihr privates Umfeld (Familie, Freunde, Bekannte) Ihr Gründungsvorhaben (mental und vielleicht auch finanziell)?
- Sind Sie in der Lage, auch längere Durststrecken zu überwinden, wenn es geschäftlich mal nicht gut läuft (bei nicht nur vorübergehender Auftragsflaute und in der Folge finanzielle Engpässe auftreten können)?
- Wie ist Ihre physische Konstitution: Schaffen Sie es, über einen längeren Zeitraum weit mehr als 40 Stunden pro Woche zu arbeiten, auch am Wochenende, und z.B. auf Freizeit bzw. Freizeitaktivitäten gänzlich zu verzichten und nicht jedes Jahr Urlaub zu machen?
- Sind Sie stressresistent und kommen auch mit Unsicherheiten klar, z.B. finanziellen?
- Sind Sie gut darin, andere zu überzeugen und sie zu motivieren, durchzuhalten?
- Können Sie perfekt präsentieren, z.B. Ihre Geschäftsidee und Marketingkonzept, sodass selbst Kritiker überzeugt werden können?
- Können Sie leicht auf Menschen zugehen, neue Kontakte knüpfen und gut netzwerken?
- Verfügen Sie bereits über ein Netzwerk an Unterstützern bzw. Katalysatoren, die helfen, Ihr neues Business bekannt zu machen?
Für den Schritt in die Selbstständigkeit ist der Besuch eines Existenzgründerseminars empfehlenswert, aber keinesfalls verpflichtend. Jedenfalls dann nicht, wenn Sie keine staatlichen Fördermittel wie beispielsweise den Gründungszuschuss durch das Arbeitsamt in Anspruch nehmen wollen, sondern zum Beispiel einen Kredit aufnehmen wollen. Wenn Sie jedoch staatliche Förderung in Form eines Existenzgründerzuschusses benötigen, ist der Nachweis von unternehmerischer Fachkompetenz Voraussetzung. Diesen können Sie beispielsweise durch den Besuch eines Existenzgründerseminars erbringen und dem Arbeitsamt im Anschluss vorlegen.
Bei der Handwerkskammer (HWK) sind Sie an der richtigen Stelle, wenn Sie sich in einem Handwerksberuf selbständig machen möchten. Denn die HWK berät bei zulassungsfreiem und zulassungspflichtigem Handwerk oder handwerksähnlichem Gewerbe. Natürlich können Sie ebenso anwaltliche Beratung in Anspruch nehmen. Aber einerseits ist diese wahrscheinlich teuer und andererseits ist die HWK spezialisiert.
Ein Praxisbeispiel
Wenn Sie sich mit einem Barber-Shop selbständig machen möchten, dann kann Sie die HWK fachlich beraten, unter welchen Voraussetzungen das möglich ist bzw. welche Tätigkeiten Sie nicht ausüben dürfen, wenn Sie kein Friseurmeister sind. Dass Sie dann nämlich nur professionelle Kopf- und Bartpflege machen, also Bart und Kopfhaare in Form bringen, aber eben nicht Haare oberhalb der Koteletten schneiden dürfen – das ist nur Inhabern eines Meisterbriefs vorbehalten bzw. solchen Barber-Shops, die einen Meister als Betriebsleiter angestellt haben. Anwälte können das recherchieren, was sich aber im Honorar niederschlagen wird. Im Gegensatz dazu bekommen Sie diese und weitere fachspezifische Informationen in der HWK einfacher und gleichfalls verlässlich.
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Ein Gründerseminar ist für alle sinnvoll, die zum ersten Mal ein Unternehmen gründen. Denn hierbei gibt es so viel zu beachten in juristischer, steuerlicher und betrieblicher Hinsicht, dass selbst ein Absolvent der Betriebswirtschaftslehre (BWL) nicht alles und sofort im Detail wissen kann, worauf es bei der Unternehmensgründung im ganz konkreten Einzelfall ankommt.
Sie können sich zwar durch Online-Recherche informieren, wann die Gründung einer GbR, GmbH oder Aktiengesellschaft grundsätzlich in Betracht kommt. Aber welche Rechtsform für genau Ihr Gründungsvorhaben tatsächlich die beste ist, erfahren Sie kaum in allgemeinen Informationen aus dem Internet. Vielmehr ist das nur eine erste Wissensquelle, die Sie konsultieren können. Dieser sollte dann ein Existenzgründungsseminar folgen, in das Sie idealer Weise vorinformiert gehen, um schon konkrete Fragen, auf Ihren Fall bezogen, stellen zu können.
Auch dann, wenn Sie sich noch nicht ganz sicher sind, ob Sie tatsächlich ein Unternehmertyp sind und Selbstständigkeit das Richtige für Sie ist, kommt für die Existenzgründung ein Seminar oder ein ähnliches Format in Frage. Profitieren Sie beispielsweise von Erfahrungen, die andere Gründer gemacht haben – „hinfallen und wieder aufstehen“, das ist das, was Selbständige beherrschen müssen.
Wenn Sie staatliche Existenzgründungsförderung für Ihre Selbstständigkeit in Anspruch nehmen wollen, sollten Sie sich vor deren Beantragung informieren, welche Anbieter und Möglichkeiten es gibt, um an Gründerseminaren teilzunehmen. Denn dann sieht Ihre Vermittlungsfachkraft im Arbeitsamt, dass Sie sich bereits im Vorfeld pro-aktiv bemühen, unternehmerische Kenntnisse zu erwerben und damit den Grundstein für eine erfolgreiche Selbstständigkeit gelegt haben.
Aber auch wenn Sie keine staatliche Förderung beanspruchen möchten, sollten Sie sich möglichst frühzeitig einen Überblick über Existenzgründerseminare verschaffen. Achten Sie dabei auf qualifizierte und seriöse Angebote.
In Gründerseminaren lernen Sie, welche Schritte Sie gehen müssen, um Ihre Selbstständigkeit erfolgreich zu starten – also alles rund um Existenzgründungen. Darüber hinaus lernen Sie, was Sie im unternehmerischen Alltag benötigen, damit Ihr Startup die ersten kritischen Jahre übersteht und nicht wieder vom Markt verschwindet. Der Inhalt und vor allem die Inhaltstiefe variiert in den verschiedenen Arten von Existenzgründerseminaren und -workshops.
Mögliche Themenbereiche von Grundseminaren
Gründerseminare können beispielsweise folgende Themenbereiche abdecken:
- Vorbereitung auf die Selbstständigkeit durch Skill-Analyse: persönliche und fachliche Eignung als Unternehmer
- Geschäftsidee & Unternehmenskonzept: Umsetzung der Geschäftsidee in einem Unternehmens- bzw. Gründungskonzept, z.B. als Business Plan
- Finanz- und Investitionsplanung: Analyse, Budget, Bewertung des Investitionsbedarfs für die ersten drei Jahre (inkl. Liquiditätsplanung)
- Gründungsfinanzierung & Förderprogramme: Eigen- und Fremdfinanzierung (z.B. durch Business Angels, Venture Capital), Förderungen für Existenzgründung durch staatliche Fördermittel
- Gründungsformalitäten & Gründungsverlauf: Rechtsformen und Schritte in die Existenzgründung
- Standortwahl, Markt- & Wettbewerberanalyse: Unternehmensstandort (rechtliche und steuerliche Bewertung); Positionierung des eigenen Produktportfolios im Vergleich zu Konkurrenzprodukten
- Rechtsformwahl und weitere rechtliche Aspekte: Vor- und Nachteile der verschiedenen Unternehmens- und Rechtsformen) sowie weitere Rechtsfragen zur Gründung (z.B. Handelsregistereintragung), zum Handels-, Arbeits- und Sozialversicherungsrecht sowie zur Scheinselbständigkeit
- Steuern und weitere steuerliche Aspekte: Steuerarten Einkommensteuer für Selbstständige, Gewerbesteuer, Körperschaftsteuer, steuerliche Anmeldung beim Finanzamt bis hin zur steuerlichen Gestaltung (z.B. Kleinunternehmerregelung)
- Betriebswirtschaftliches Grundwissen: Finanzierung (über den gesamten Unternehmenslebenszyklus), Einkauf & Beschaffung, Produktentwicklung/Forschung & Entwicklung, Herstellung & Produktion, Buchführung & Controlling, Marketing & Vertrieb, Personalführung, Recht & Steuern (je nach Branche/Business)
- Betriebliche Prozesse: Angebotserstellung, Beleg, E-Rechnung, Auftragsabwicklung, Rechnungslegung, Mahnstufen, Versicherungen
- Projekt- und Selbstmanagement: Projektmanagement, verschiedene aktuelle Projekttechniken, z.B. agiles Arbeiten bis hin zur Work-Life-Balance
Es gibt kostenpflichtige, aber auch kostenlose Seminare. Existenzgründerseminare finden online oder als Präsenzveranstaltungen statt. Je nach Art und Umfang variieren daher die Kosten – sie reichen von unter einhundert Euro für ein zeitlich eher kürzeres, oft online stattfindendes Basisseminar bis zu mehreren hundert Euro für Eintagesseminare und bis zu tausend Euro für mehrtägige Seminare und Workshops mit ausführlicher Existenzgründungsberatung, in dem auch dein ganz individueller Fall analysiert wird.
Als Faustregel gilt: Je länger die Dauer und je individueller die Existenzgründungsberatung, desto höher die Kosten des Seminars. Wenn Sie in einem Tageseminar mit mehreren Teilnehmern sind, ist das natürlich für die Anbieter mit geringeren Kosten verbunden, als wenn Sie ein Einzelcoaching bzw. Einzelsessions über mehrere Termine vor Ort haben, an denen sich alles nur um Sie und Ihren Fall dreht. Wofür Sie sich entscheiden, hängt also von Ihren Bedürfnissen ab.