Call to Action

IPO/Börsengang
‍einfach erklärt

Lexware
Kategorie
This is some text inside of a div block.
corona-hinweis
Hinweis: Gendergerechte Sprache ist uns wichtig. Daher verwenden wir auf diesem Portal, wann immer möglich, genderneutrale Bezeichnungen. Daneben weichen wir auf das generische Maskulinum aus. Hiermit sind ausdrücklich alle Geschlechter (m/w/d) mitgemeint. Diese Vorgehensweise hat lediglich redaktionelle Gründe und beinhaltet keinerlei Wertung.
Definition

Was ist ein IPO?

Unter einem IPO, einem initial public offering, also dem erstmaligen öffentlichen Anbieten, versteht man den Börsengang eines Unternehmens. Die Begriffe IPO und Börsengang werden daher häufig auch synonym verwendet. Mit dem IPO ist also gemeint, dass ein Unternehmen zum ersten Mal Aktien zum Kauf für die breite Öffentlichkeit anbietet. Daher wird dieser Vorgang auch als Neuemission bezeichnet. Nach dem IPO ist Trading mit den entsprechenden Aktien möglich.

Warum an die Börse gehen: Was ist der Zweck eines Börsenganges?

Was bringt es einem Unternehmen überhaupt, an die Börse zu gehen? Auf diese Frage lassen sich unterschiedliche Antworten geben. Mit einem Börsengang kann das Unternehmen mehrere Zwecke erfüllen. Zum einen lässt sich damit neues Geld generieren – und das kostengünstiger als bei einem Kredit durch die Bank. Denn durch den Börsengang kann das Unternehmen Geld von seinen Anleger:innen bekommen, statt sich dieses zu teilweise hohen Zinsen leihen zu müssen. Im Gegenzug werden die Anleger:innen häufig durch Dividenden an den zukünftigen Gewinnen des Unternehmens beteiligt.

Der Börsengang kann aber auch dann notwendig werden, wenn ein Unternehmen seine Eigenkapitalquote erhöhen möchte – denn genau das geschieht durch den Vorgang. Die Firmenlenker:innen bieten Firmenanteile zum Verkauf an und erhalten im Gegenzug Geld von ihren Aktionär:innen. Dieses Geld erhöht das Eigenkapital des Unternehmens. Mit anderen Worten: Der Anteil an Fremdkapital kann durch den IPO verringert werden.

In diesem Zusammenhang vollziehen einige Unternehmen auch einen sogenannten Spinnoff. Dabei bringt das Mutterunternehmen einen Teil seines Konzerns an die Börse, lässt diesen jedoch als eigenständiges Unternehmen fungieren. Auch so sichert man sich frisches Kapital, behält aber den Großteil der Unternehmensanteile für sich. Denn die werden durch den anstehenden Börsengang nicht veräußert. Diese Art von Börsengängen bzw. IPO kommen in Deutschland immer mal wieder vor. In der jüngsten Vergangenheit zum Beispiel bei diesen Firmen:

  • Covestro (Bayer)
  • Uniper (E.ON)
  • Innogy (RWE)
  • Siltronic (Wacker Chemie)

Ein weiterer der möglichen Gründe für einen Börsengang kann sein, dass das Unternehmen damit die Unternehmensanteile börslich handeln kann. Es gibt Unternehmen, die ihren Mitarbeiter:innen als Anreiz regelmäßig Aktien aushändigen. Die Mitarbeiter:innen können diese Aktien jedoch nur dann veräußern, wenn das Unternehmen auch gehandelt werden kann. Aber nicht nur für bestehende Mitarbeiter:innen kann ein IPO von Interesse sein. Börsennotierte Unternehmen können gerade für hochqualifizierte Bewerber:innen interessanter sein, denn damit ist immer auch ein gewisses Prestige verbunden.

Info

Marketingstrategie als Grund für den Börsengang

Auf der anderen Seite kann aber auch eine Marketingstrategie hinter dem Börsengang stecken. Denn in der Regel erlangt das Unternehmen durch den IPO ein größeres Maß an Bekanntheit.

Nachteile und Risiken: Was bringt der Börsengang für ein Unternehmen mit sich?

Der Börsengang ist in der Regel mit viel Aufwand für das Unternehmen verbunden. Häufig dauert die Vorbereitung des IPO bis zu 18 Monate und verursacht in der Regel nicht unbeachtliche Kosten.

Was ebenfalls nicht vergessen werden darf: Ein Börsengang bringt auch gewisse Risiken oder gar Nachteile. Denn Aktionär:innen, die sogenannte Stammaktien halten, dürfen zumindest zu einem kleinen Teil über die Geschicke des Unternehmens mitbestimmen. Unternehmen können dieses Risiko dadurch minimieren, dass sie Vorzugsaktien statt Stammaktien ausgeben.

Außerdem steigen die Kosten für die interne Verwaltung, also die Kosten für die Buchhaltung, dass das Unternehmen nach dem Börsengang an der Börse gehandelt wird. Denn eine AG muss umfangreicher bilanzieren und sich an die Vorschriften des Aktien-, Steuer- und Handelsrechts halten. Das sind wohl auch gleichzeitig die größten Herausforderungen für Unternehmen bei einem IPO.

Alternativen zum IPO

Es muss nicht immer der Börsengang sein, es gibt daneben auch andere Wege, Unternehmensanteile öffentlich zu handeln. Die Übersicht:

Alternative zum IPO
Definition
Direkte Notierung (Direktplatzierung, direct listing)
Dabei läuft der Börsengang ohne Beteiligung von Investmentbanken. Vielmehr legt das Unternehmen selbst den Ausgabepreis der Aktie fest. Diese Alternative ist in der Regel kostengünstiger.
Reverse Takeover
Die zuständige Investmentbank platziert dabei zunächst nur einen sogenannten Börsenmantel am Aktienmarkt. Dieser Mantel kann später von dem Unternehmen genutzt werden, um sich selbst darin zu präsentieren. Beliebt ist dieses Vorgehen deshalb, weil es weniger reguliert ist.
Niederländische Auktion
Bei diesem, auch als Holländische Auktion bekannten Verfahren, gibt es kein Vorkaufsrecht von Großinvestor:innen. Der Ausgabepreis der Aktie wird bei der Niederländischen Auktion – der Name deutet es schon an – durch eine Versteigerung festgelegt.

Voraussetzungen für den IPO

Vor dem Börsengang muss das Unternehmen eine der folgenden Rechtsformen haben:

  • AG
  • Europäische Gesellschaft (SE)
  • Kommanditgesellschaft auf Aktien

Daneben hängen die Voraussetzungen für den IPO damit zusammen, in welchem Segment man die Wertpapiere des Unternehmens anbieten möchten. Folgende Möglichkeiten gibt es dabei:

  1. Amtlicher und Geregelter Markt: Die Voraussetzungen für diesen Markt sind im Börsengesetz, der Börsenzulassungsverordnung und im Wertpapierprospektgesetz zu finden. Unternehmen, die ihre Aktien in diesem Segment handeln lassen möchten, müssen mindestens drei Jahre bestehen und Eigenkapital in Höhe von 1,25 Millionen Euro aufweisen. Außerdem muss der Streubesitz, also die Anzahl der Aktien, die nicht von Großaktionär:innen gehalten werden, mindestens 25 Prozent betragen.
  2. Freiverkehr: Die Voraussetzungen dafür, wenn Unternehmen ihre Aktien in den Freiverkehr bringen wollen, sind ganz unterschiedlich. Sie hängen mit der jeweiligen Ordnung zusammen, die am jeweiligen Markt gilt.

Wann ist ein Börsengang sinnvoll?

Wann ein Börsengang sinnvoll ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Zunächst einmal müssen natürlich die formalen Voraussetzungen geklärt sein und erfüllt werden.

Zuvor sollten sich jedoch die Unternehmenslenker:innen Gedanken darüber machen, ob das eigene Unternehmen die nötige Marktreife besitzt. Gerade kleinere Unternehmen und Start-ups sollten diesen Punkt nicht unterschätzen.

Der Grund: Nach dem IPO stehen Unternehmen in der Regel stärker als zuvor im Fokus der Öffentlichkeit und vor allem die Investor:innen möchten wissen, ob die Unternehmen auch das halten, was sie im Börsenprospekt angekündigt haben.

Der Ablauf eines Börsengangs: Wie läuft ein IPO ab?

Der IPO-Prozess funktioniert in der Regel nach dem gleichen Schema:

  1. Rechtsform und Börsenreife: Zunächst einmal muss das Unternehmen die für den Börsengang vorgeschriebene Rechtsform besitzen und die Prüfung der grundsätzlichen Börsenfähigkeit erfolgreich meistern.
  2. Investmentbanken: Unterstützt werden die Unternehmenseigner:innen bei diesem Prozess in der Regel von einer oder mehreren Investmentbanken. Managen mehrere Banken den Börsengang, spricht man von einem Konsortium.
  3. Börsenprospekt: Um zum Börsenhandel zugelassen zu werden, muss das Unternehmen einen sogenannten Börsenprospekt erstellen. Die Pflichtangaben, die dieser Börsenprospekt beinhalten muss, überprüft die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Die zuständige(n) Investmentbank(en) erstellt dieses Prospekt. Dazu ist vorab eine Analyse der Unternehmensdaten notwendig.
  4. Roadshow: Mit dem Börsenprospekt geht es dann auf die sogenannte Roadshow. Damit sind Veranstaltungen gemeint, in denen das Unternehmen potenzielle Investor:innen auf sich aufmerksam macht. Häufig sind das große, institutionelle Investor:innen wie Versicherungen oder Fondsgesellschaften. Denn diese haben das nötige Kapital, um eine größere Menge an Aktien kaufen zu können. Aber auch für Kleinanleger:innen sind diese Veranstaltungen interessant, da in der Regel Informationen über das Unternehmen auf diesem Weg bekannt werden.
  5. Preisfestlegung: Nach der Roadshow haben die Investmentbanken einen Eindruck davon, wie groß das Interesse der Investor:innen an der Aktie ist. Auf dieser Grundlage bestimmen sie die Preisspanne für den zukünftigen Ausgabepreis.
  6. Zeichnungsphase: Danach beginnt die Zeichnungsspanne, bei einigen Börsengängen auch das Bookbuilding-Verfahren. Ab diesem Zeitpunkt können Anleger:innen die Aktie zeichnen, also noch vor dem IPO kaufen. Nach dieser Phase legt die Investmentbank den Preis für die Aktie verbindlich fest.
  7. Erstnotiz: Das Ziel ist erreicht. Die Aktie wird zum ersten Mal am Börsenplatz gehandelt. Der Börsengang ist damit abgeschlossen.

Wer legt den Preis für den Börsengang fest?

Bei einem herkömmlichen IPO bestimmen die zuständigen Investmentbanken den Preis. Jedoch hat das Unternehmen immer noch ein Mitspracherecht. Die Verantwortlichen dürfen nämlich bestimmen, wie viele Aktien des Unternehmens am Aktienmarkt angeboten werden sollen. Somit entscheiden letztlich sie darüber, wie viele Firmenanteile sie aus der Hand geben möchten.

Ist diese Entscheidung getroffen, ist wieder die Investmentbank am Zug. Sie legt im nächsten Schritt eine Preisspanne für den Emissionspreis der Aktie fest. Grundlage für den Preis ist die Unternehmensbewertung, die die Bank im Vorfeld durchgeführt hat.

Was kostet der Börsengang eines Unternehmens?

Die Kosten für den IPO hängen von verschiedenen Faktoren ab. Grundsätzlich kann man aber festhalten, dass ein Börsengang für Unternehmen eine recht große Investition ist.

Folgende Posten spielen bei einem Börsendebüt in der Regel eine Rolle:

  • Kosten der Investmentbanken
  • Kosten für weitere Berater:innen
  • Kosten für die Kommunikation mit Presse und Öffentlichkeit
  • Kosten am Börsenplatz
  • weitere interne Kosten
Tipp

Daumenregel

Unternehmen können sich an dem Bruttoemissionserlös orientieren, also der Anzahl der platzierten Aktien multipliziert mit dem Emissionskurs. In der Regel liegen die Kosten für den Börsenganz zwischen 6 bis 12 Prozent dieses Erlöses.

Nach dem Börsengang: Wann ist ein IPO erfolgreich?

Man kann davon sprechen, dass ein neuer IPO, sprich: Börsengang, für das Unternehmen erfolgreich war, wenn die Aktien zu einem hohen Preis den Besitzer oder die Besitzerin gewechselt haben. Anleger:innen also bereit waren, einen Preis am oberen Ende der Preisspanne für die Unternehmensanteile zu zahlen.

Nach dem Börsengang sind damit Geschäftsführung und Vorstand in der Pflicht, alles dafür zu tun, dass der Aktienkurs sich weiter erfreulich entwickelt.

Zusammenfassung

IPO und Börsengang zusammengefasst

  • Neue Börsengänge sind für Unternehmen eine Möglichkeit, sich Geld am Kapitalmarkt zu beschaffen.
  • Bevor ein Unternehmen einen IPO vollziehen kann, muss es jedoch die notwendigen Voraussetzungen für die Börsennotierung erfüllen.
  • Neben dem Börsengang stehen noch andere Methoden der Kapitalbeschaffung wie zum Beispiel die Holländische Auktion zur Verfügung.
  • Ein Börsengang funktioniert in der Regel nur, wenn die verschiedenen Phasen erfolgreich abgeschlossen sind.
  • Nach dem Börsengang sind Vorstand und Geschäftsführung gefragt, damit die Nachfrage an den Aktien nicht abreißt. Denn das würde sich nachteilig auf den Aktienkurs auswirken.